Impuls der Woche


 

Hier finden sich Wöchentlich neue Impulse von Thay Thien Son.

 

 


 

Mut zur Veränderung – Ein Weg zu innerem Wachstum

 

 

Wenn wir unser Leben betrachten, stellen wir oft fest, dass wir innere Widerstände oder Konflikte in uns tragen. Es fühlt sich an, als wären wir innerlich gespalten. Ein Teil von uns sehnt sich nach Veränderung, weil wir wissen, dass die jetzige Situation uns nicht weiterbringt. Doch ein anderer Teil klammert sich an die Sicherheit des Gewohnten – an Bequemlichkeit, an die Abwesenheit von Problemen und Konflikten. Deshalb halten wir an diesem Gefühl der Sicherheit fest.

Doch tief in uns wissen wir, dass es an der Zeit ist, einen Schritt nach vorne zu machen. Sobald wir jedoch den Weg der Veränderung einschlagen, stoßen wir oft auf äußere Widerstände. Andere möchten vielleicht nicht, dass wir uns verändern, denn es ist für sie bequem, wenn wir so bleiben, wie wir sind. Doch Veränderung geschieht nicht für andere – sie geschieht für uns selbst.

Deshalb ist es wichtig, sich Raum zu schaffen, in dem kleine Schritte möglich werden. Einen Raum, in dem wir innehalten, uns selbst wahrnehmen und Zeit für uns finden. Vielleicht bedeutet das, einen halben Tag nur für sich selbst einzuplanen – eine Zeit, in der wir uns erlauben, Neues auszuprobieren. Fehler zu machen. Über unsere gewohnten Grenzen hinauszugehen. Uns auf die Ungewissheit einzulassen, um das Leben aus einer anderen Perspektive zu erfahren.

Schon allein eine veränderte Perspektive kann unser Bewusstsein erweitern. Wenn wir eine Gewohnheit ändern, verändert sich unser Verhalten. Und wenn sich unser Verhalten verändert, hat das wiederum Einfluss auf unser Bewusstsein. Es geht nicht darum, uns ständig zu verändern, sondern vielmehr darum, unseren inneren Raum zu erweitern – einen Raum für Wachstum, für Wandel, für eine tiefere Begegnung mit uns selbst.

Je mehr wir uns mit uns selbst auseinandersetzen, desto eher können wir Widerstände, Blockaden und Schattenanteile transformieren und loslassen. So kommen wir wieder in den natürlichen Fluss des Lebens.

Mögen wir den Mut haben, Veränderung zuzulassen. Mögen wir die Weisheit besitzen, uns dabei zu schützen, ohne uns selbst zu verletzen. Mögen alle Menschen glücklich sein. Mögen alle Menschen frei von Leid sein.

 

Thay Thien Son, 10.02.25


 

Ein Herzliches Willkommen für das Jahr 2025 – Jahr der Holzschlange

 

 

Mit offenem Herzen begrüßen wir das neue Jahr – voller Möglichkeiten, neuer Begegnungen und wertvoller Erfahrungen.

Ich wünsche uns für das Jahr 2025, im Zeichen der Holzschlange, Glück, Gesundheit, Liebe und eine tiefe Zufriedenheit. Möge es ein Jahr sein, das uns in hellem Licht erstrahlen lässt, in dem du dich mit Freude entfalten kannst und jeden Tag mit einem Lächeln begrüßt.

Das neue Jahr ist wie ein unbeschriebenes Blatt – voller unendlicher Möglichkeiten. Deshalb sollten wir in uns hineinspüren und bewusst reflektieren: Was möchte ich hinter mir lassen, um freier zu sein? Was darf in mir und in meinem Leben wachsen? Wie kann ich mehr Vertrauen und Leichtigkeit in meinen Alltag bringen?

Vielleicht sind das die Fragen, die wir uns in dieser ersten Woche stellen sollten, um das Jahr mit Klarheit und Zuversicht zu beginnen. Nimm dir einen Moment der Stille – bei einer Tasse Tee oder Kaffee, bei einem Spaziergang oder in der Meditation – und lasse diese Gedanken auf dich wirken.

Du darfst mit Vertrauen nach vorne blicken, denn das Leben hält immer etwas Gutes für dich bereit. Möge das Jahr der Holzschlange für uns alle ein Jahr voller Wärme, Liebe und Geborgenheit sein, mit vielen schönen Begegnungen und wundervollen, wahren Überraschungen.

Mögen alle Menschen glücklich sein. Mögen alle frei von Leid sein.

 

Thay Thien Son, 03.02.25


 

Im Jahr der Holzschlange – Geduld, Heilung und inneres Wachstum

 

 

Am morgigen Abend beginnen wir das Jahr der Holzschlange. Dieses Jahr lädt uns dazu ein, die Energie der Schlange anzunehmen, Geduld zu üben und uns zurückzuziehen, um auf eine gute Gelegenheit in unserem Leben zu warten. Wenn die Schlange sich zurückzieht, geschieht dies oft in turbulenten Zeiten, in denen viele Veränderungen und große Bewegungen unser Leben bestimmen. Holz symbolisiert Wachstum, und wenn wir die Möglichkeit nutzen, uns zurückzuziehen, bereiten wir den Boden für neues Wachstum im kommenden Jahr.

Dieser Wachstumsprozess ist jedoch nur möglich, wenn die Schlange die verborgenen Geheimnisse unseres Lebens ans Licht bringt – sei es in unseren Beziehungen, unserer persönlichen Entwicklung oder innerhalb der Familie. Familiengeheimnisse und Beziehungsthemen können ans Tageslicht kommen. Doch dies geschieht nicht, um zu zerstören, sondern vielmehr, um im Jahr der Schlange Heilung zu ermöglichen. Je mehr wir uns nach innen wenden und in der Ruhe verweilen, desto mehr Heilung kann geschehen.

Für Menschen, die im Jahr des Schweins geboren wurden, ist besondere Vorsicht geboten. In diesem Jahr sollten Entscheidungen im geschäftlichen und finanziellen Bereich mit Bedacht getroffen werden, da Schwein und Schlange im chinesischen Tierkreiszeichen in einem Gegensatz zueinanderstehen. Während das Schwein offen, genussfreudig und direkt ist, zeichnet sich die Schlange durch Geduld und Bedachtsamkeit aus.

Auch diejenigen, die im Jahr des Affen geboren sind, stehen vor großen Herausforderungen, insbesondere durch Machtkämpfe. Hier ist es wichtig, ruhig zu bleiben und nicht in übertriebene Konflikte zu geraten. Geduld ist der Schlüssel, um auf die richtige Gelegenheit zu warten.

Menschen, die im Jahr des Tigers geboren sind, begegnen ebenfalls spannungsvollen Herausforderungen. Entscheidungen sollten nicht aus Emotionen wie Wut oder Frustration heraus getroffen werden, sondern aus innerer Ruhe und Klarheit.

Für im Jahr des Pferdes Geborene besteht die Gefahr, zu viel nachzudenken und dadurch entscheidende Momente zu verpassen. Ein bewusster Umgang mit den eigenen Gedanken kann helfen, rechtzeitig zu handeln.

Wer im Jahr des Hasen geboren ist, sollte sich besonders zurückziehen und vorsichtig agieren, da die Schlange den Hasen jagt. Entscheidungen sollten erst dann getroffen werden, wenn die Situation klar ist und sich die Umstände vollständig gezeigt haben.

Das Jahr 2025 wird von äußeren Herausforderungen und Veränderungen geprägt sein. Es wird entscheidend sein, innerlich still und ruhig zu bleiben, um den Überblick zu bewahren. Möge uns die Ruhe helfen, unser Bewusstsein zu öffnen und unsere Intuition zu schärfen. So können wir das Unsichtbare wahrnehmen und kluge Entscheidungen treffen.

Mögen alle Menschen glücklich sein. Mögen alle frei von Leid sein.

 

Thay Thien Son, 27.01.25


 

Der Spiegel unserer inneren Welt

 

 

Jeder von uns trägt verborgene Anteile in sich – Aspekte, die wir ablehnen, verdrängen oder nicht wahrhaben wollen. Doch diese Anteile verschwinden nicht. Stattdessen spiegeln sie sich in unserer äußeren Welt wider: in Menschen, Situationen und Herausforderungen. Diese Spiegelungen können manchmal schmerzhaft sein, doch sie laden uns ein, sie anzunehmen und unsere Aufmerksamkeit darauf zu richten.

Wenn wir achtsam und bewusst beobachten, was in der Außenwelt geschieht, erhalten wir wertvolle Hinweise auf unsere inneren Prozesse. Anstatt zu urteilen oder vor Schwierigkeiten zu fliehen, können wir diese Spiegelungen als Werkzeuge nutzen, um tief in uns selbst zu schauen. Sie gleichen einem langen Schatten, der uns auf unserem Lebensweg begleitet.

Je klarer wir die Verbindung zwischen unserem Inneren und Äußeren erkennen, desto mehr Frieden finden wir in uns selbst. Wir beginnen, die Welt nicht mehr als Bedrohung wahrzunehmen, sondern als Mitgestalterin unseres Wachstums. In diesem Zustand der Ganzheit öffnen wir unsere Herzen – für uns selbst und für andere.

Die Welt im Außen ist ein Schlüssel zur Welt im Innen. Wenn wir beides in Einklang bringen, entdecken wir eine unerschütterliche Kraft in unseren Herzen. Mögen wir den Mut finden, sowohl nach außen als auch nach innen zu schauen. Mögen wir die Weisheit erlangen, alles als Einheit zu integrieren.

Mögen alle Menschen glücklich sein. Mögen alle Menschen frei von Leid sein.

 

Thay Thien Son, 06.01.25


 

Der Garten des Bewusstseins

 

 

Unser Bewusstsein ist wie ein Garten. Jedes Mal, wenn wir eine Emotion erleben, pflanzen wir etwas in diesen Garten. Deshalb sollten wir achtsam reflektieren: Welche Art von Pflanze wächst da gerade? Ist es eine Rose oder eine Brennnessel? Ist es etwas, das nützlich und bekömmlich für uns und andere ist – vielleicht ein Gemüse?

Je mehr wir diese Praxis in unseren Alltag integrieren und sie tiefgehend sowie konsequent umsetzen, desto klarer erkennen wir, was in unserem inneren Garten gedeiht. Wir sind die Gestalter der Atmosphäre in unserem Bewusstsein. Wir schaffen unseren eigenen Frieden, unsere eigene Freude und die Schönheit, die in unserem Inneren erblüht.

Doch wenn wir unseren Geist nicht pflegen, weder reflektieren noch kontemplieren, lassen wir unsere Emotionen wie wilde Gräser ungezügelt wachsen. Das ist weder hilfreich für uns selbst noch für andere. Vielleicht ziehen diese wilden Pflanzen Bienen oder Schmetterlinge an, aber wir verlieren die Kontrolle darüber, wer in unseren Garten hinein- oder hinauskommt.

Je mehr wir unseren Garten bewusst kultivieren, desto klarer wird uns, dass wir die Ursache dessen schaffen, was in unserem Geist wächst – und welche Auswirkungen wir im Alltag spüren. Säe keine Ängste, keinen Minderwert oder Verurteilungen in deinen Garten. Pflanze stattdessen bewusst Liebe. Ob du dir diese Liebe als Blume, Pflanze oder Gemüse vorstellst, erinnere dich daran: Diese Pflanze muss regelmäßig gegossen und gepflegt werden.

Frage dich: Wie kultiviere ich die Liebe in mir? Baue ich eine Verbindung zu mir selbst auf, oder ist die Pflanze meiner Liebe schon lange verwelkt? Je achtsamer du bist, desto bunter und lebendiger wird dein innerer Garten. Dein Garten wird eine Quelle der Freude sein, ein Ort, an den du immer wieder zurückkehren kannst – voller Gelassenheit und Genuss.

In diesem Garten gibt es keine Angst und keine Einsamkeit, denn Freude erfüllt ihn. Mögen wir die Achtsamkeit beständig in unseren Alltag integrieren, als eine wertvolle Praxis. Mögen wir die Reflexion in uns pflegen, damit wir immer wieder Zugang zu unserem Inneren finden. Mögen alle Menschen glücklich sein. Mögen alle Menschen frei von Leid sein.

 

Thay Thien Son, 16.12.24


 

Die Weisheit der Erdberührung: Zurück zur Balance mit Mutter Erde

 

 

Wir Menschen zeichnen uns dadurch aus, dass wir denken. Unser Denken führt uns dazu, nach Logik, Antworten und Lösungen zu suchen. Doch oft ist die Lösung gar nicht „da draußen“ – sie liegt in uns. Manchmal müssen wir einfach zu uns selbst zurückfinden. Thich Nhat Hanh bietet hierfür eine einfache und kraftvolle Praxis an: die Erdberührung.

Je mehr wir uns mit Mutter Erde verbinden, desto mehr spüren wir ihre tragende Kraft. Wir müssen nichts beweisen, weder besser noch schlechter sein – wir dürfen einfach sein, so wie wir sind. Viele Buddhisten beginnen ihren Tag mit drei Erdberührungen vor dem Altar. Dabei legen sie sich in der großen Verbeugung vollständig auf den Boden und spüren die Erde unter sich. Dieser Kontakt mit der Erde initiiert einen Transformationsprozess.

Beim Ein- und Ausatmen können wir unsere Sorgen, Negativität und Probleme der Erde übergeben. Sie trägt uns, und wir dürfen loslassen. In der ersten Verbeugung erleben wir diese Übergabe und spüren, dass wir getragen werden. Mit der zweiten Verbeugung erkennen wir, dass wir Teil der Erde sind – verbunden mit allen Lebewesen und Elementen. Wir fühlen, dass wir dazugehören, dass wir angenommen und willkommen sind. Die dritte Verbeugung vertieft diese Verbindung: Wir sind verwurzelt in der Erde, im Einklang mit Pflanzen, Tieren, Mineralien und der gesamten Natur. Gefühle von Einsamkeit und Verlassenheit lösen sich auf.

Die tägliche Erdberührung hilft uns, in uns selbst anzukommen. Sie schenkt uns eine tiefere Geborgenheit als ein entspanntes Liegen im Bett. Unser Geist bleibt wach, während wir uns öffnen und loslassen. In diesem Zustand beginnt die Lösung wie von selbst in uns zu wirken. Wir müssen nichts suchen oder erzwingen – die Balance stellt sich ein.

Mögen wir die Offenheit haben, auch die schwersten Themen loszulassen. Mögen wir Mutter Erde in uns spüren und uns immer wieder mit ihr verbinden. Mögen alle Menschen glücklich sein. Mögen alle Menschen frei von Leid sein.

 

Thay Thien Son, 09.12.24


 

Die Reise nach Innen: Von der Ego-Ebene zur Selbst-Erkenntnis

 

 

Wir sind auf dem Weg, uns selbst besser kennenzulernen. Dabei erkennen wir, dass in uns drei Ebenen existieren: die Ego-Ebene, die Ich-Ebene und die Selbst-Ebene.

Die Ego-Ebene richtet sich nach außen. Sie sucht nach Anerkennung, Akzeptanz und dem Wunsch, dazuzugehören. Die Ich-Ebene hingegen sehnt sich nach Liebe, Geborgenheit und Frieden. Sie ist auf die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse ausgerichtet. Auf der Selbst-Ebene hingegen suchen wir die Essenz unserer Existenz – das reine Sein. Doch oft verirren wir uns auf der Ego-Ebene. Wenn du Angst verspürst, hält dich diese Ebene gefangen. Je intensiver die Angst wird, desto stärker bindet sie dich an die äußere Welt und lässt dich den Kontakt zu deinem inneren Kern verlieren.

Heute richten wir unseren Fokus auf die Ich-Ebene. Wir üben, den Kontakt zu uns selbst zu vertiefen, indem wir mindestens einmal in der Stunde innehalten. Atme tief ein und aus, spüre in dich hinein, nimm wahr, was in dir geschieht. Vielleicht kannst du dir dabei eine Affirmation sagen, wie etwa:
„Ich bin mit mir in Verbundenheit und ich umarme mich.“

Je mehr du dies praktizierst, desto mehr wirst du spüren, wie sich dein innerer Raum öffnet und sich die Angst löst. Deine Konzentration wendet sich von der äußeren Welt nach innen. Es entsteht Klarheit – Klarheit darüber, was du wirklich möchtest und was du nicht möchtest. Dadurch fällt es dir leichter, Grenzen zu setzen und „Nein“ zu sagen, um einen inneren Raum für dich selbst zu schaffen. In diesem Raum kannst du experimentieren, dir selbst begegnen und dich in Liebe annehmen.

Mögen wir die Weisheit entwickeln, tief in uns zu erkennen, was uns festhält und uns daran hindert, frei zu sein. Mögen wir den Mut finden, loszulassen, was uns nicht mehr dient. Mögen alle Wesen glücklich sein und frei von Leid.

 

Thay Thien Son, 02.12.24


 

Die Harmonie des Sangha-Körpers: Einheit in Vielfalt

 

 

Durch Buddhas Belehrung erkennen wir, dass wir unterschiedliche Ebenen in uns tragen: die Ego-Ebene, die Ich-Ebene und die Selbst-Ebene. Oft stehen diese Ebenen im Widerspruch zueinander oder agieren getrennt. Buddha lehrt uns jedoch, dass wir selbst ein Sangha-Körper sind. Als solcher umfassen wir alle Anteile unseres Wesens. Mit diesem Verständnis können wir auch unsere Familie als Teil unseres Sangha-Körpers betrachten. Unabhängig davon, wie einzelne Mitglieder agieren, bleiben sie Teil unseres Sangha-Körpers.

Manchmal gibt es Aspekte in uns selbst, die wir nicht mögen oder von denen wir uns distanzieren möchten. Doch auch diese gehören zu uns. Ebenso lehren uns die Lehren des Buddha, jedes Familienmitglied so anzunehmen, wie es ist, als unverzichtbaren Teil des Ganzen. Wenn wir in einer Gemeinschaft praktizieren, erkennen wir alle Mitglieder dieser Gruppe ebenfalls als unseren Sangha-Körper an. Auch wenn uns das Verhalten oder die Worte anderer manchmal nicht gefallen, bleiben sie ein Teil dieses harmonischen Ganzen.

Mit dieser Haltung können wir unseren Blick weiten: Die Natur, unser Garten, die Blumen und Rosen sind ebenso unser Sangha-Körper. Wenn wir unseren Garten pflegen, pflegen wir auch uns selbst. Je mehr Dankbarkeit und Wertschätzung wir für alles entwickeln, was uns umgibt, desto mehr fördern wir Harmonie und Frieden. Die Betrachtung des Sangha-Körpers ist ein Weg, innere und äußere Harmonie zu schaffen.

Möge uns die Weisheit zuteilwerden, unsere tiefe Vernetzung zu erkennen und die Verbundenheit zu leben. Mögen wir jede Widersprüchlichkeit überwinden und die Illusion der Trennung durchdringen, um zu erkennen, dass wir zutiefst miteinander verbunden sind. Mögen alle Wesen glücklich sein. Mögen alle Wesen frei von Leid sein.

 

Thay Thien Son, 25.11.24


 

Einladung zur Praxis in Offenheit und Gegenwärtigkeit

 

 

Ich lade euch ein, heute in Offenheit und im Hier und Jetzt zu praktizieren. Wenn du im Alltag deinen Geist beobachtest, wirst du feststellen, dass er oft von Ängsten, Unsicherheiten oder Emotionen beschattet wird. Dadurch können wir uns nicht wirklich auf das Leben einlassen. Ein Schleier liegt vor uns, und wir erkennen nicht, was das Leben wirklich ist. Du siehst deinen Partner nicht klar, auch deine Kinder siehst du nicht ganz. Deshalb ist es wichtig, dass wir lernen, diesen Schleier fallen zu lassen. Dass wir tief ein- und ausatmen und lernen, unser Herz zu öffnen, die Offenheit im Augenblick zu spüren.

Es mag ungewohnt sein, es mag sein, dass ein mulmiges Gefühl aufkommt. Doch das ist der Moment, in dem du Kontakt mit der Realität aufnimmst. Wenn du diesen Moment verlierst, gerätst du zurück in dein Drama oder deinen Schmerz. Eine Woche lang praktizieren wir, das Herz zu öffnen, um im gegenwärtigen Augenblick zu sein. Mögen wir den Mut haben, unsere Gewohnheiten zur Seite zu legen. Mögen wir die Kraft haben, durchzuhalten und zu erkennen, wie sehr wir an Ängsten, Zweifeln oder Emotionen festhalten, um uns damit zu definieren.

Mögen wir die Klarheit haben, durch unseren Schleier hindurchzudringen, um zu sehen, dass wir vielleicht das Leben oft verpasst haben und uns dennoch so sehr nach dem Leben sehnen. Mögen alle Menschen glücklich sein und frei vom Leid sein.

 

Thay Thien Son, 05.11.24


 

Innere Reise der Dankbarkeit: Eine Meditation für Gesundheit und Achtsamkeit

 

 

Im Bewusstsein, dass das Leben sehr wertvoll ist, achten wir sorgfältig auf unsere Ernährung und möchten unserem Körper alles geben, was ihm guttut. Doch oft vergessen wir, dass auch unsere inneren Organe essenziell für unsere Gesundheit sind. Deshalb lade ich dich ein, abends, wenn du zur Ruhe kommst und dich ins Bett legst, deine fünf wichtigsten Organe zu besuchen.

Beginne bei deinem Herzen. Bedanke dich bei deinem Herzen dafür, dass es unermüdlich für dich schlägt – unabhängig davon, in welcher Situation du dich befindest, Tag und Nacht, immer ist es für dich da. Nimm Kontakt zu deinem Herzen auf, denn je mehr du es spürst, desto intensiver nimmst du die Dynamik des Lebens wahr.

Besuche dann deine Lunge. Unsere Lunge arbeitet in jeder Situation für uns. Sie ermöglicht uns den Austausch von frischer Luft und atmet die verbrauchte Luft wieder aus. Sie nimmt dabei viele Gifte auf und trägt auch deine Belastungen und deinen Stress. Spüre deine Lunge und bedanke dich bei ihr für ihre ständige Unterstützung.

Nun besuche deinen Magen, der dich in jeder Situation begleitet. Dein Magen ist wie ein guter Freund, der auf dich reagiert – er wird nervös, wenn du es bist, er bleibt ruhig, wenn du entspannt bist. Bedanke dich bei deinem Magen, dass er dir hilft, Stabilität im Leben zu finden.

Dann besuche deine Leber, die viele Emotionen aufnimmt und speichert. Die Aufgabe der Leber ist es, zu entgiften. Jeden Tag setzen wir sie neuen Herausforderungen aus – durch Nahrung, durch Emotionen und durch äußere Belastungen. Bedanke dich bei deiner Leber dafür, dass sie dir hilft, die Balance im Leben zu bewahren.

Zum Schluss besuche deine beiden Nieren, die viele Ängste tragen. Jedes Mal, wenn du Angst empfindest, versuchen deine Nieren, dich wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Sie tragen dich durch schwierige Situationen und halten deine Vitalität aufrecht. Bedanke dich bei deinen Nieren für diese Kraft.

Schließlich lässt du dich in den Schlaf gleiten, und am Morgen, wenn du deine Augen öffnest, erinnere dich daran, den Tag neu zu beginnen – in Verbindung mit den drei Juwelen, die in dir ruhen: deinem inneren Buddha, deinem inneren Dharma und deiner inneren Sangha.

So kannst du deinen Tag in Achtsamkeit und Dankbarkeit beginnen. Mögen wir uns des Wertes des Lebens bewusst sein und achtsam mit unserem Körper umgehen. Mögen alle Menschen glücklich sein, und mögen alle Menschen frei von Leid sein.

 

Thay Thien Son, 28.10.24


 

Die Kraft der inneren Reinigung: Vier Schritte zu Frieden und Freiheit

 

 

Jeden Morgen, wenn wir meditieren, atmen wir ein und wir atmen aus. Mit jedem Atemzug lernen wir, dass unser Atem endlich ist. Wenn du einatmest, musst du ausatmen. Es hat seine Endlichkeit. Doch das Leid, das wir in uns tragen, scheint unendlich zu sein.

Deshalb sollten wir, wie beim Frühjahrs- oder Winterputz, auch unsere Gedanken regelmäßig reinigen. Viele Schmerzen entstehen aus Gedanken. Irgendjemand oder irgendetwas tut dir weh. Und es scheint, als würdest du das ständig wie ein Mantra in dir wiederholen. Wenn du deine Gedanken reinigst, entfernst du vielleicht den Namen und ersetzt ihn durch "ich". Ich tue mir weh. Ich lasse meinen Schmerz länger bleiben. Es wird dir bewusst, dass es nicht eine Person von außen ist, sondern du selbst, der diesen Schmerz festhält.

Um tiefer zu reinigen, solltest du vielleicht vier Schritte durchlaufen. Diese solltest du jedes Mal mindestens zehnmal für dich rezitieren, anstatt deinen Schmerz festzuhalten.

Der erste Satz lautet: "Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid." Du rezitierst ihn zehnmal, und alles, was dabei aufkommt, lässt du los.
Der zweite Satz lautet: "Bitte verzeih mir, bitte verzeih mir, bitte verzeih mir." Auch hier kommen viele Emotionen hoch – Erinnerungen, Gedanken –, und auch diese lässt du frei.
Der nächste Satz lautet: "Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich." Vielleicht kommt Wehmut auf, aber auch diese lässt du los.
Der letzte Satz lautet: "Danke, danke, danke."

Diese vier Sätze solltest du zehnmal hintereinander rezitieren. Du wirst Wunder erleben und merken, wie dein Geist jeden Tag freier wird. Dein Geist wird gereinigt. Du musst dich nur dafür entscheiden.

Mögen alle Menschen erkennen, dass das Juwel in ihnen selbst liegt, dass das Glück in ihnen ist. Nur wir haben die Wahl. Nur wir haben die Macht darüber. Mögen wir die Weisheit kultivieren, Leid loszulassen und das Glück jeden Tag zu fördern.

Mögen alle Menschen glücklich sein und frei von Leid.

 

Thay Thien Son, 21.10.24


 

Willenserklärung zur Befreiung: Der Weg aus Leid und Angst

 

 

Wenn wir in der Mahayana-Tradition praktizieren, rezitieren wir am Ende immer ein Mantra. Dieses Mantra lautet: "Gate, gate, paragate, parasamgate, bodhi-svaha". Es bedeutet in diesem Zusammenhang eine Willenserklärung für uns selbst. Das Mantra besagt: "Gehe einen Schritt und gehe weitere Schritte hinaus aus deinem Leid und Schmerz. Gehe vollständig aus deinen Ängsten heraus, bis du die Befreiung erlangt hast." Es ist eine Willenserklärung, die uns daran erinnert, nach innen zu schauen – etwas, das wir oft vergessen.

Wenn wir das tun, kommen wir unserem inneren Thema sehr nahe, doch häufig lenken wir uns ab oder geraten in einen inneren Konflikt. Deshalb kreisen wir immer wieder um unser eigenes Thema und finden nicht heraus. Daher ist es wichtig, diese Willenserklärung regelmäßig für uns selbst zu erneuern. Wir müssen tief in unsere Dunkelheit gehen, unseren Ängsten, Sorgen und Themen begegnen, und lernen, alle Anhaftungen loszulassen, bis wir uns vollständig befreit fühlen und die Befreiung in uns spüren.

Diese Willenskraft sollten wir uns jeden Tag mindestens einmal bewusst machen. So werden wir uns immer wieder vor Augen führen, wie wichtig es ist, auf dem Weg der Befreiung zu bleiben. Mögen alle Menschen diesen Weg gehen, und mögen alle Menschen unermüdlich den Weg nach innen gehen, um die Befreiung zu erlangen.

 

Thay Thien Son, 14.10.24


 

Die Drei Juwelen in uns: Kraft, Weisheit und Frieden entdecken

 

juwelen

 

Bevor wir mit unserer Praxis beginnen, möge jede*r Zuflucht nehmen. Die Zuflucht sind die drei Juwelen in uns. Der Buddha erinnert uns immer wieder daran, jeden Tag an uns selbst zu glauben. Kehre nach innen, um deine drei Juwelen zu entdecken. Wenn du sowohl nach außen als auch nach innen gehst und in dir genug Ruhe findest, wirst du die Juwelen erkennen – sie sind die drei Kräfte in dir. Die Kraft der Befreiung ist bereits vorhanden. Wenn du genug Vertrauen in dich selbst hast, dich deiner Praxis widmest und innere Ruhe findest, wirst du diese Kraft entdecken: Die Kraft, das Leid zu überwinden. Viele unserer Vorfahren besaßen diese Kraft und alle haben das Leid überwunden. Deshalb wirst auch du diese Kraft in dir finden – die Kraft der Befreiung.

Je mehr du dich deiner Praxis widmest, desto mehr wirst du auch die Weisheit in dir entdecken. Diese Weisheit gibt dir die Kraft, alle Probleme zu transformieren. Der Buddha ermutigt uns, an diese Kraft zu glauben. Um jedoch Befreiung zu erlangen und Probleme zu lösen, brauchst du eine weitere Kraft – die Kraft des Friedens. Frieden ist in dir. Wenn du ihn noch nicht gefunden hast, lerne zunächst, Frieden mit dir selbst zu schließen: Bewerte dich nicht, verurteile dich nicht. Nimm deine Probleme an. Die Kraft des Friedens ist in dir.

Deshalb beginnen wir jede Praxis mit den drei Sätzen in verkürzter Form. Sie sind wie ein Kodex für uns, der uns daran erinnert, dass wir diese Kräfte in uns tragen:

Namo Buddhaya.
Namo Dhammaya.
Namo Sanghaya.

Wir können diese Sätze jedes Mal rezitieren, wenn wir in die Praxis eintreten. Glaube an die Kraft in dir selbst. Glaube an die Kraft der Befreiung. Glaube an die Kraft der Transformation. Glaube daran, dass der Frieden bereits in dir ist.

Mögen alle Menschen die Möglichkeit haben, sich selbst zu begegnen, tief in sich zu gehen und ihre Juwelen zu entdecken. Mögen die Menschen Weisheit und innere Ruhe bewahren, um mit ihren Juwelen umzugehen. Mögen alle Menschen frei von Leid sein. Und mögen alle Menschen das Glück im Leben finden.

 

Thay Thien Son, 07.10.24


 

Die Suche nach innerer Wertigkeit: Selbstfindung und Achtsamkeit im Alltag

 

 

Jeder von uns hält es für wichtig, unsere eigene Wertigkeit zu finden. Doch oft suchen wir diese im Außen und versuchen, durch Projekte, Anerkennung oder Lob unsere Wertigkeit zu erlangen. Manchmal ist es so, dass wir diese Wertigkeit ständig von anderen einfordern. Besonders in den Momenten, in denen wir gestresst sind und kaum Zeit haben, erwarten wir, dass die Menschen an uns denken und uns das Gefühl geben, wir seien der wichtigste Mensch in ihrem Leben. Wir verlangen nicht nur danach, sondern erwarten, dass die anderen beständig an uns denken.

Doch wenn du genau hinschaust, bist du vielleicht derjenige, der vor sich selbst wegläuft. In den Momenten, in denen du gestresst bist, bist du möglicherweise gar nicht bei dir selbst. Statt von anderen etwas einzufordern, solltest du vielleicht bei dir selbst beginnen. Wenn du gestresst bist, nimm dir Zeit für dich und denke einmal an dich selbst. Wenn du nicht in der Lage bist, für dich selbst zu sorgen oder an dich zu denken, dann solltest du das unbedingt in deine tägliche Praxis einbauen. Setz dich immer wieder hin, spüre dich, fühle dich und sage dir: "Hier bin ich."

Allein die Tatsache, dass du Kontakt mit dir selbst aufnimmst, dass du eine Verbindung zu dir selbst aufbaust, lässt dich spüren, dass dein Leben wichtig ist. Und wenn dein Leben für dich wichtig ist, dann ist es auch von Bedeutung, dein Leben nach deinen Vorstellungen zu gestalten und nicht darauf zu warten, dass andere es für dich gestalten. Je mehr wir uns mit uns selbst auseinandersetzen, desto tiefer verstehen wir uns. Und je tiefer dieses Verständnis wird, desto mehr befinden wir uns im Fluss des Lebens. Wir halten nicht an starren Konzepten oder Ideen fest, sondern sind bereit, das Leben in jedem Moment anzunehmen und zu umarmen. In jedem Augenblick kannst du neu sein.

Deshalb sollten wir die Ideen loslassen, dass wir nicht wertvoll genug, nicht in Ordnung oder nicht liebenswert sind. Denn in jedem Moment hast du die Möglichkeit, dich neu zu gestalten. Mögen wir die Weisheit besitzen, tief in unsere eigenen Verblendungen einzudringen, und mögen wir unsere wahre Natur in uns entdecken, um uns für die Welt zu öffnen. Mögen alle Wesen glücklich sein, und mögen alle Wesen frei von Leid sein.

 

Thay Thien Son, 30.09.24


 

Der Weg der inneren Kultivierung: Geduld und Selbstpflege auf dem Pfad zur Weisheit

 

 

Wir leben in einer Zeit, in der Leistung, Fähigkeiten und Effizienz zählen. Alles soll schnell gehen und sofort Ergebnisse bringen. Doch wenn wir nach innen schauen und einen heilsamen Respekt für uns selbst kultivieren, merken viele von uns, dass wir kaum Veränderungen wahrnehmen. Oder wir haben das Gefühl, dass die gleichen Probleme immer wiederkehren. Wir empfinden, dass Meditation nichts bringt, dass innere Reflexion auch nichts bewirkt, und unsere Praxis scheint wenig zu bewirken.

Aber genau das, was wir tun, ist vergleichbar mit dem Kultivieren eines Gartens. Du säst Samen in die Erde und beobachtest dann, dass Unkraut ohne jegliche Pflege viel schneller wächst als die Samen, die du gesät hast. Wenn der Samen keimt und zu einer Pflanze heranwächst, dauert es eine Weile, bis er Früchte trägt. In dieser Zeit müssen wir ihn weiterhin bewässern. Das Unkraut hingegen wächst ohne Pflege und kann die Pflanze überwuchern. Wenn du keine Geduld hast und siehst, dass deine Nachbarn schon Früchte ernten, denkst du vielleicht daran, alle deine Pflanzen auszureißen und die neue Sorte des Nachbarn auszuprobieren. So wirst du jedoch nie zu einem Ergebnis kommen.

Deshalb ist es wichtig, sich auf deine innere Arbeit zu konzentrieren, jeden Tag mit Aufmerksamkeit und Ernsthaftigkeit den Zugang zu dir selbst wiederzufinden, dich zu spüren und über dich zu reflektieren. So bewässerst du dich jeden Tag. Und irgendwann wächst deine Pflanze der Weisheit und der Glückseligkeit in dir. Es mag plötzlich geschehen, und dann bemerkst du, dass du anders mit deinen Problemen umgehst. Der Schmerz, den du früher gespürt hast, ist vielleicht längst transformiert worden. Das Ergebnis deiner Praxis ist sanft und leise. Es braucht kein Drama und keine Bühne. Aber in dir fühlst du dich entspannt und trägst Klarheit in dir.

Mögen wir stetig auf dem Weg bleiben und uns trotz aller Hindernisse jeden Tag mit Selbstliebe, Ernsthaftigkeit und Selbstpflege bewässern, um unser Herz zu öffnen und das Leben zu umarmen. Mögen alle Menschen glücklich sein, und mögen alle Menschen frei von Leid sein..

 

Thay Thien Son, 02.09.24


 

Das Herz öffnen: Mut zur Begegnung mit dem Leben

 

 

Wir sind oft in unseren Abwehrmechanismen gefangen und trennen uns dadurch von unseren Mitmenschen oder sogar von unserem eigenen Leben. Durch diese Mechanismen fühlen wir uns geschützt und glauben, dass wir unseren Schmerzen, Ängsten und unserem Stress nicht begegnen müssen. Deshalb wollen wir in dieser Woche tief in unsere eigene Denkweise blicken und auch in unsere Handlungen. Frage dich, ob du immer wieder Menschen von dir fernhältst oder ob du das Leben von deinem Herzen ausschließt. Durch unsere Schutz- oder Abwehrmechanismen vermeiden wir es, unsere eigenen Gefühle der Minderwertigkeit anzuschauen. Wir glauben, dass die Probleme bei anderen liegen. Andere erzeugen das Problem, und wir haben das Gefühl, dass die Welt in Ordnung ist, wenn wir unser Herz verschließen. Vielleicht schützt du dein Herz vor deinen Ängsten. Sobald du Angst vor dem Leben hast, machst du dein Herz zu. Du lässt keine Gefühle, keine Emotionen und keine Verbindung zu. So hast du das Gefühl, in Ruhe gelassen zu werden, und denkst, die Welt sei in Ordnung. Oder du hast sogar Angst, deinen Emotionen zu begegnen, weil sie dich überwältigen könnten und du nicht weißt, wie du damit umgehen sollst. Dann verschließt du dein Herz, um Ruhe zu finden. Doch je mehr du dein Herz verschließt, desto mehr schneidest du dich vom Leben ab. Die Freude bleibt aus, und du verlierst den Sinn des Lebens. Du weißt nicht mehr, wie du mit dir selbst beginnen sollst, und ziehst dich immer wieder in dein gemütliches Zuhause zurück, in dem du glaubst, die Welt sei in Ordnung. Doch all diese Abwehrmechanismen führen uns nur tiefer in die Illusion. Wir entfernen uns vom Leben, entziehen uns der Buntheit und Vielfältigkeit des Lebens. Deshalb wollen wir genau hinschauen, ob wir uns selbst verweigern, das Leben anzunehmen und ihm zu begegnen. Hab den Mut, in dieser Woche genau diesen Mechanismus zu untersuchen. Versuche, dein Herz wieder zu öffnen, egal was das Leben dir anbietet. Das sind die richtigen Themen für dich, die richtigen Emotionen, an denen du wachsen kannst. Das sind die richtigen Triggerpunkte, durch die du deinen inneren Wert erkennst und siehst, dass du schon längst schön bist, so wie du bist. Du brauchst keine Bestätigung und keine Anerkennung von außen.

Mögen wir die Kraft finden, unsere eigenen Illusionen zu durchbrechen und dem Leben zu begegnen, es zu umarmen, so bunt und lebendig es ist. Mögen alle Menschen glücklich sein, und mögen alle Menschen frei von Leid sein.

 

Thay Thien Son, 26.08.24


 

Die Kraft der Selbstannahme: Mut zur Authentizität und Menschlichkeit

 

 

Jeden Tag streben wir danach, geliebt zu werden, in einem guten Licht zu stehen und unser inneres Strahlen zu zeigen. Dabei bedienen wir uns oft unbewusster Mechanismen, die uns dazu verleiten, uns selbst zu verleugnen. Wir verleugnen unser wahres Selbst, um den gesellschaftlichen Normen zu entsprechen. Viele Menschen, besonders unsere Familie oder unser unmittelbares Umfeld, haben Erwartungen an uns, und um diesen gerecht zu werden, verleugnen wir uns selbst. Oder die Angst vor Ablehnung ist so groß, dass wir unser wahres Wesen nicht zeigen können. Oft bewegen wir uns in der Angst des Verlusts, tragen die Angst vor Ablehnung in uns und entwickeln verschiedene Muster, um damit umzugehen. Wir streben danach, perfekt zu erscheinen, weil wir glauben, dass dies von uns erwartet wird. Doch um in einem guten Licht zu stehen, lehnen wir all das ab, was uns menschlich macht – alle Facetten unseres Wesens, die eigentlich unseren Kern, unsere wahre Natur, ausmachen.

In dieser Woche wollen wir bewusst darauf achten, wann wir uns von uns selbst abspalten, wann wir uns von unserem wahren Selbst trennen. Denn wenn wir uns selbst verleugnen, können wir weder uns selbst noch die Wahrheit in uns erkennen. Wir verlieren den Zugang zu dem, was das Leben wirklich ausmacht. Je mehr wir lernen, uns in unserer Gesamtheit anzunehmen, desto mehr erkennen wir, dass wir sowohl unsere Schatten- als auch unsere Sonnenseite sind. Unsere Stärke liegt nicht darin, im Sonnenlicht zu stehen, sondern darin, dass wir Menschen sind. Als Mensch bist du berührbar und nahbar. Erhebe dich nicht auf ein Podest und mache dich nicht zur Skulptur, sondern bleibe Mensch. Denn als Mensch bist du viel liebenswerter, und genau diesen Menschen möchten andere in Verbindung treten.

Mögen wir den Mut haben, alles in uns anzunehmen. Mögen wir die Weisheit haben, die Angst zu durchbrechen. Mögen alle Wesen glücklich sein und frei von Leid.

 

Thay Thien Son, 19.08.24


 

Die Kunst der Geduld und Selbstfürsorge: Ein Weg zur Gelassenheit

 

 

Wir haben gelernt, Geduld mit uns zu üben. Aber manchmal rutschen wir von Geduld in Hartnäckigkeit. Es ist eine große Herausforderung, diese Hartnäckigkeit loszulassen. Wir haben das Gefühl, wir sind schon fast am Ziel und sind überzeugt, dass wir nur ein bisschen mehr Ausdauer haben müssen. Wir denken, wir müssen über unsere eigenen Grenzen hinausgehen, unsere Bedürfnisse kurz zurückstellen, um das Ziel zu erreichen. Vielleicht haben wir die falsche Priorität im Leben oder für unser Ziel gesetzt. Wir glauben, dass wir über uns hinausgehen müssen, um das zu erreichen, was wir wollen. Dabei unterdrücken wir unsere Bedürfnisse und achten nicht mehr auf uns selbst.

In dieser Woche schauen wir genau hin, wo wir uns selbst, unseren Körper, unsere Grenzen und unsere Selbstfürsorge vielleicht vernachlässigen. Und wir lernen wieder, ein bisschen Geduld mit uns zu üben. Alles braucht seine Zeit, um zu reifen. Warten ist ein Lernprozess, ein Prozess, uns selbst und die Zeit anzunehmen. Je mehr wir die Ganzheit und den gesamten Kontext sehen können, desto mehr können wir entspannen, uns zurücklehnen und sagen: Bestimmte Bedingungen müssen noch erfüllt werden. Es zu erzwingen ist nicht unser Ziel. Stattdessen wollen wir die Weisheit in uns stärken und sagen können: Bis die Bedingungen reif sind, gebe ich mir die Zeit. Dann darf ich mich zurücklehnen und meinen Körper und mein Ganzes genießen. So gelangen wir leichter zur Gelassenheit und Entspannung.

Mögen wir unsere Ängste und Unsicherheiten loslassen und im Augenblick verweilen. Mögen wir die kommenden Bedingungen mit offenem Herzen und offenen Armen umarmen. Mögen alle Menschen glücklich sein und frei von Leid.

 

Thay Thien Son, 05.08.24


 

Die Kunst des Loslassens: Frieden und Freude im Leben finden

 

 

Nicht alles, was wir festhalten, bringt Glück. Manchmal bringt das Loslassen den wahren Frieden. Diese Woche schauen wir darauf, worauf wir uns im Leben immer fokussieren, womit wir uns immer wieder verbinden. Suchen wir stets nach Problemen? Suchen wir immer nach Aspekten, die wir kritisieren können? Suchen wir nach Möglichkeiten, Kontrolle auszuüben? Mit diesen Gedanken, dass wir das Leben kontrollieren, bewerten, beurteilen und verurteilen, glauben wir, einen sicheren Rahmen für uns zu schaffen. Dadurch haben wir das Gefühl, dass wir etwas mit dem Leben zu tun haben, es verbessern und Möglichkeiten erschaffen können. Doch genau dadurch bringen wir unsere Schwingung immer auf die negativen, schweren Aspekte des Lebens. Wenn wir unseren Fokus zu sehr auf das Negative richten, manifestiert sich dies auch in unserem Leben. Und so wird es auch wahr. Das, was wir suchen, bekommen wir. Das ist ein Gesetz der Resonanz.

Deshalb sollten wir vielleicht auch lernen, die Aspekte, an denen wir festhalten, loszulassen. Um zu sehen, welche Möglichkeiten das Leben noch bietet. Wenn du dem Leben mit einem offenen Herzen begegnest, ohne etwas zu fixieren oder zu wollen, bringt es viele Überraschungen mit sich. Manchmal bekommst du genau die Überraschung, die du schon lange gesucht hast. Vielleicht sind sie schon längst in deinem Leben, aber wir haben es nicht bemerkt, weil wir zu sehr auf unseren sicheren Rahmen fokussiert sind.

Gehen wir diese Woche mit einem offenen Herzen und lernen wir, von alten Aspekten loszulassen. Mögen wir die Freude immer wieder im Leben begegnen. Mögen wir die Sonne immer wieder in unser Herz lassen. Mögen alle Menschen lernen, Glück anzunehmen. Und mögen alle Menschen erkennen, dass das Leid nur selbst kreiert ist.

 

Thay Thien Son, 29.07.24


 

Geduld und Entschleunigung: Eine Widmung für innere Ruhe und Weisheit

 

 

Sobald wir die Augen öffnen, strömen viele Gedanken auf uns ein, und wir wollen zahlreiche Aufgaben erledigen. Wir befinden uns ständig im Modus der Beschleunigung statt der Entschleunigung. Dabei ertappen wir uns immer wieder dabei, dass wir uns hetzen und wenig Geduld mit uns selbst haben. Deshalb üben wir in dieser Woche aktive Geduld mit uns selbst.

Sobald du bemerkst, dass du dich hetzt, halte inne und atme tief durch. Wenn du das Gefühl hast, Druck aufbauen zu müssen, um besser zu funktionieren, dann verlangsamen wir bewusst unser Tempo. Oft entdecken wir, dass unser inneres Kind auf ein Ergebnis wartet. Dann müssen wir den Gedanken neben dieses Kind setzen und ihm sagen: "Alles braucht seine Zeit. Auch du brauchst deine Zeit."

Manchmal, wenn wir Schmerz in uns tragen, möchten wir, dass er so schnell wie möglich verschwindet. Aber genau dieser Schmerz braucht Zeit, um zu heilen. Zeit ermöglicht uns, Dinge besser zu verstehen. Durch Zeit sehen wir tiefer und erkennen die vielen Bedingungen, die zu einem bestimmten Zustand führen. Aus Geduld entwickeln sich viele Weisheiten.

Wir sollten auch Geduld mit unseren Mitmenschen üben. Vielleicht verstehen sie bestimmte Sachverhalte noch nicht; dann sollten wir geduldig erklären, begleiten und lehren. Wenn du an einer Ampel wartest und jemand den Tag langsamer startet als du, dann üben wir Geduld. Mit viel geübter Geduld merkst du, wie Sanftmut in dir aufsteigt. Alles hat seine Zeit, und alles ist richtig, wie es ist. Wir lernen, Dinge wieder anzunehmen, wie sie sind.

Mögen wir diese Ausdauer haben und viel Geduld mit uns selbst und allen fühlenden Lebewesen üben. Mögen alle Menschen glücklich sein.

 

Thay Thien Son, 08.07.24


 

Neuanfänge: Aus der Komfortzone ins Bewusstsein

 

 

Wir leben gerne in unserer Sicherheitszone. Jeden Tag haben wir unsere Routine. Es ist für uns bequem, und wir wissen, was mit uns passiert. Aber auf dem Weg, den wir jetzt gehen, wollen wir unser Bewusstsein erweitern. Wir wollen verstehen, wie die Wirklichkeit ist. Deshalb ist es notwendig, dass wir bereit sind, einen Schritt aus unserer Komfortzone zu gehen.

Erlaube dir jeden Tag einen neuen Beginn. Wenn du morgen aufstehst und vor dem Spiegel stehst, darfst du dir sagen: „Ich möchte heute neu beginnen.“ Aber womit? Weißt du noch nicht? Das ist nicht schlimm. Es ist wichtig, sich bewusst zu werden, dass es eine Tür gibt und dass du durch diese Tür gehen darfst. Vielleicht entsteht in dir spontan der Wunsch zu sagen: „Ich möchte mich heute meiner Ernährung widmen und gut für mich sorgen.“ Oder dein neuer Beginn besteht darin, dass du dir Zeit für dich nimmst und immer wieder Pausen einlegst. Dein neuer Beginn könnte sein, dass du deinen Körper spürst. Wenn wir jeden Tag diesen Impuls zu einem neuen Beginn haben, wissen wir, dass es eine Öffnung gibt, eine Möglichkeit, unser Bewusstsein noch weiter zu erweitern.

Besonders die Erfahrung mit dir selbst. Dass wir nicht ständig in Angst- oder Schamgefühlen stecken bleiben, sondern erkennen, dass das Leben uns viele Entfaltungen und Möglichkeiten bietet. Das Leben wartet auf dich. Besonders jetzt im Sommer öffnen sich alle Möglichkeiten. Die Blumen blühen, viele Dinge wachsen und gedeihen. Das ist auch die Energie der Entstehung. Warum nutzt du nicht diese Möglichkeit, um neue Dinge in dir entstehen zu lassen? Eine Blume, ein kleiner Samen, ein kleiner Baum, egal was. Gib dir selbst die Möglichkeit, dich zu öffnen und aus deiner Komfortzone herauszukommen. 

Mögen alle Menschen glücklich sein und mögen alle Menschen frei von Leid sein.

 

Thay Thien Son, 01.07.24


 

 

Gelassenheit und Mitgefühl: Der Weg zur inneren und äußeren Klarheit

 

 

Wir praktizieren jeden Tag, um das Leben für uns leichter zu machen. Um einen tieferen Blick auf das Leben zu werfen, brauchen wir vier Prozesse, um das Leben tief zu verstehen. Dabei sollen wir nicht urteilen oder Vorurteile hegen. Deshalb entwickeln wir Mitgefühl. Dieses Mitgefühl dient nicht nur anderen, sondern auch uns selbst. Wir lernen dadurch, gelassen zu werden, weil wir nicht alles persönlich nehmen. In der Gelassenheit haben wir die Klarheit, um die Ganzheit zu erfassen. Dies ist der vierte Schritt, in dem wir Erwachungsmomente erleben.

Für diese Woche üben wir die innere und äußere Gelassenheit, indem wir lernen, rechte Rede zu praktizieren. Das bedeutet, dass wir uns selbst nicht kritisieren, nicht urteilen, nicht verurteilen. Und vielleicht versuchen wir, uns selbst zu loben, um zu sehen, wie weit wir schon auf dem Weg gekommen sind und was wir bereits verändert haben. Wir sollten unsere Sonnenseite betrachten, um zu erkennen, dass liebevolles Reden zu Gelassenheit führen kann. Genauso üben wir es auch nach außen hin. Unabhängig von den Umständen und Situationen, in denen wir uns befinden, praktizieren wir liebevolles Reden und widmen uns vollständig den Menschen um uns herum. Wir betrachten ihre Sonnenseite, ihre Fortschritte und ihre Veränderungen.

Wir üben und betonen, dass wir trainieren, eine liebevolle und angenehme Ausstrahlung zu haben und liebevolles Reden weiterzugeben. Wenn du positive Energie für dich erzeugst, wirst du die Resonanz des Gesetzes ebenso erfahren. So bauen wir eine gelassene Energie für uns auf, damit wir tief und klar in das Leben blicken können. Mögen wir viel Geduld mit uns selbst üben und Ausdauer haben, um den Weg wirklich zu präzisieren und zu praktizieren. 

Mögen alle Menschen glücklich sein und mögen alle Menschen frei von Leid sein.

 

Thay Thien Son, 17.06.24


 

 

Die Buddha-Qualität in uns entdecken und kultivieren

 

 

Anstatt uns jeden Tag auf unsere Emotionen, unseren Schmerz und unser Leid zu konzentrieren, lernen wir in dieser Woche, dass tief in uns die Buddha-Qualität vorhanden ist. Die Qualität der Heilung, die Qualität der Selbstregulierung, die Qualität der Ruhe – sie ist da. Deshalb lernen wir, diese Woche immer wieder Kontakt mit unserem inneren Buddha aufzunehmen.

Wenn du trinkst, dann denke daran: Ich bewässere meinen inneren Buddha. Wenn du gehst, nimm Kontakt mit deinem Buddha auf, und er wird lebendig. Wenn wir essen, nehmen wir Kontakt mit dem Buddha auf, und er wird genährt. Wenn du sitzt, sitzt dein Buddha mit dir und bringt dich in deine Stille. Und wenn du redest, nimm Kontakt mit ihm auf, und er strahlt liebevolle Güte aus.

Da ist diese heilsame Qualität in dir, die dich heilt und auch andere heilt. Und das müssen wir kultivieren. Es ist wie eine Trainingseinheit für diese Woche: Wir trainieren, die Heilsamkeit, die Heilung in uns zu erkennen, uns dafür zu öffnen, Kontakt aufzunehmen und sie möglich zu machen.

Mögen alle Menschen glücklich sein und mögen alle Menschen frei von Leid sein.

 

Thay Thien Son, 10.06.24


 

 

Zum Wohl für die Ganzheit: Eine Woche der Achtsamkeit und Harmonie

 

 

In der Mahayana-Tradition haben wir für jede Handlung ein Gatha. Ein Gatha kann zum Beispiel der Satz "Zum Wohl für die Ganzheit" sein. Wenn wir trinken, dann trinken wir zum Wohl für die Ganzheit. Wenn wir den Garten pflegen, tun wir dies zum Wohl für die Ganzheit. Es gibt viele Gathas. Diese Übung dient dazu, dass wir aus der Persönlichkeit, in der wir feststecken, herauskommen. Es ist die Persönlichkeit, in der wir unser Glück nur für uns selbst gestalten, die uns immer in die Unzufriedenheit führt. Denn das Glück, das du aus der Ganzheit herausschneiden möchtest, wird nie im Einklang mit der Natur sein. Deshalb gibt es immer Widersprüche, Spannungen und Gegensätze. Je mehr du dein eigenes Glück gestalten möchtest, desto unzufriedener wirst du, weil das Ganze nicht mit dir harmoniert.

Wenn wir die Perspektive wechseln und sehen, dass alles, was wir tun, zum Wohl für die Ganzheit ist, werden wir erkennen, dass unsere Handlungen, unser Denken und unsere Sprache nicht nur uns, sondern alle Menschen glücklich machen. Das führt zu einer tiefen Zufriedenheit.

Deshalb üben wir diese Woche, jeden Tag alles zum Wohl für die Ganzheit zu tun. Egal was du machst, denke an die Ganzheit. Wenn du den Müll wegbringst, tue es für die Ganzheit. Sortieren wir den Müll oder folgen wir unserer Bequemlichkeit und werfen alles einfach hinein? Wenn wir ins Auto einsteigen, denken wir an das Wohl für die Ganzheit. Brauchen wir das Auto wirklich oder können wir den kurzen Weg auch zu Fuß gehen, um die Umwelt nicht zu verschmutzen?

Je mehr du in der Ganzheit bist und dich darauf einlässt, desto mehr schwingst du mit der Natur. Genau diese Energie trägt dich, gleicht dich aus und heilt dich. Wir müssen lernen, die heilsame Energie in uns zu kultivieren. Ich betone nochmals: zu kultivieren, denn wir haben noch nicht gelernt, das Glück zuzulassen.

Lernen wir diese Woche, uns für die Ganzheit einzusetzen, damit der innere Frieden zu uns zurückkehren kann. Mögen alle Menschen glücklich sein und frei von Leid.

 

Thay Thien Son, 03.06.24


 

Widmung für den inneren Frieden

 

 

Im Alltag tragen wir oft unseren eigenen Konflikt mit uns. Da wir häufig unzufrieden sind und Erwartungen haben, werden wir oft enttäuscht. Der Konflikt liegt in uns, und wir müssen lernen, damit Frieden zu schließen. Für diese Woche schaffen wir einen Platz, einen Ort des Friedens, für dich zu Hause. Du kannst deinen Sessel oder eine Ecke deines Zimmers als diesen Ort des Friedens bestimmen. Wenn du das Gefühl hast, verletzt oder gekränkt zu sein, oder einen Konflikt in dir trägst, begib dich zu diesem Ort. Setze dich dort hin und nimm deinen Atem wahr: Atme ein, atme aus und sage zu dir selbst: „Ich möchte mit mir Frieden schließen und mich selbst umarmen.“ Unabhängig davon, was du erlebt hast oder was dir angetan wurde, finde zu diesem Frieden. Nachdem du dreimal tief ein- und ausgeatmet hast, kannst du wieder aufstehen und zu deiner Beschäftigung zurückkehren. Dieser Ort dient dazu, dass du dich wieder aufladen und zur Ruhe kommen kannst. Mögen wir die Weisheit besitzen, zu erkennen, dass wir die Spannung in uns tragen, die Dualität in uns selbst erzeugen und bereit sind, diese Spannung loszulassen. Mögen alle Menschen glücklich sein und frei von Leid.

 

Thay Thien Son, 29.04.24

 


 

Freiheit des Denkens

 

In dem Bewusstsein, dass wir oft Leid erzeugen, indem wir auf unserem Recht beharren, möchten wir reflektieren. Wir stehen auf unserer Meinung und denken, sie sei die absolute Wahrheit. Eine Idee, die du fasst, oder ein Gefühl, das du empfindest und als deine Wahrheit ansiehst, möchten wir oft anderen aufzwingen. Wenn dies nicht gelingt, erzeugen wir Schuldgefühle bei anderen. Wenn das scheitert, entziehen wir unsere Liebe. Und wenn auch das nicht wirkt, zeigen wir unsere Emotionen. Wir versuchen, unsere Meinungen und Ideen anderen aufzuzwingen, was viel Leid erzeugt.

Für diese Woche üben wir die Freiheit des Denkens. Jeder darf seine Freiheit genießen und denken, wie er möchte. Wir üben, den Raum für den anderen zu lassen, nicht zu kritisieren, nicht zu verurteilen, sondern achtsam offen zu bleiben. Du musst nicht alles akzeptieren, aber sei dabei offen und zugänglich, ohne dich zu verschließen. So erkennen wir, dass jeder nur einen Ausdruck seines Lebens zeigen möchte. Jeder möchte den anderen in sein Boot holen und seine Welt zeigen. Wenn dein Herz offen genug ist, dann steige ein, betrachte seine Welt, genieße sie, und du darfst sie wieder verlassen, denn es ist seine Welt. Er hat das Recht, sie so zu gestalten, wie er möchte. Ebenso hast du deine eigene Welt. Du darfst alles kreieren, und niemand sollte dir etwas aufzwingen, sei es durch die Medien oder durch Überzeugungen. Du hast deinen eigenen Raum und darfst diesen auch für dich nutzen.

Mögen wir die Weisheit haben zu erkennen, dass jeder seine eigene Wahrheit besitzt. Bis wir erleuchtet sind, erkunden wir die vollkommenen Wahrheiten. Bis dahin lernen wir, jede Weltanschauung so zu belassen, wie sie ist. Mögen alle Menschen glücklich sein und frei von Leid.

 

Thay Thien Son, 22.04.24

 


 

Achtsamkeit in der Sangha: Wöchentliches Bewusstseinstraining

Ich möchte, dass wir als Sangha jeden Montag mit einer neuen Trainingseinheit für unser Bewusstsein beginnen. In dieser Woche lernen wir, uns auf jemanden einzulassen – wirklich für diese Person da zu sein. Wir sitzen da und widmen uns voll und ganz dieser Person, ohne etwas von ihr zu erwarten oder zu verlangen. In Achtsamkeit verweilend, atmen wir mit ihr. Du kannst auch innerlich eine Affirmation tragen: "Ich bin hier und für dich da." Wenn die Person mit dir sprechen möchte, sage ihr: "Ich möchte üben, für dich da zu sein. Wenn du möchtest, höre ich dir zu. Ich übe, nichts von dir zu verlangen, nichts zu wollen. Ich bin hier, ich bin präsent und ich höre dir zu." Indem wir diese kleine Trainingseinheit eine Woche lang durchhalten – und ich betone, eine Woche lang – lernen wir, unser Herz zu öffnen. Denn das Wollen und Verlangen, das wir in uns tragen, führt oft dazu, dass wir uns voneinander trennen. Wenn du übst, dich auf eine Person einzulassen, lernen wir auch, uns auf die Einheit, die im Universum existiert, einzulassen. Diese Person wird ein Tor zu deinem inneren Universum. Deshalb lernen wir, einfach nur da zu sein und tief zuzuhören, ohne etwas zu erwarten. Mögen alle Menschen glücklich sein und frei von Leid.

 

Thay Thien Son, 15.04.24

 


 

Praxis des Loslassen und Teilen

 

Um unser Ego loszulassen, existieren viele Methoden. Eine davon ist das bewusste Loslassen, welches uns jedoch oft schwerfällt. Aus diesem Grund hat der Buddha empfohlen, das schrittweise zu gestalten. Diese Woche widmen wir uns der Übung, täglich einen Geldbetrag einer Person zuzuteilen – sieben Tage lang, an sieben verschiedene Personen. So entdecken wir, dass das Teilen nicht nur Freude bereitet, sondern auch eine Bereicherung für unser Herz darstellt und uns in Wahrheit nichts entzieht.

Besonders sollen wir Personen auswählen, die wir nicht kennen. Das Teilen mit nahestehenden Personen wie unserem Partner oder unseren Kindern mag uns nicht so schwerfallen. Doch gerade mit Unbekannten lässt sich die Praxis des bedingungslosen Teilens am besten üben. Da unsere Anhaftung an Geld besonders stark ist, bietet es sich an, gerade hiermit zu beginnen. Es ist nicht erforderlich, alles zu teilen; bereits die Geste, täglich ein paar Euro mit jemandem zu teilen, kann bedeutsam sein.

Das Ziel ist das Loslassen, um Freiheit zu erlangen – frei von Anhaftung, Ängsten und Unsicherheit. Durch das Teilen erfahren wir einen Gewinn für uns selbst und erkennen, dass wir nichts verlieren. Vielmehr kann unser Gefühl der Sicherheit sogar wachsen, weil wir realisieren, dass wir im Grunde genommen nichts Wesentliches eingebüßt haben.

Mögen alle Menschen glücklich und frei von Leid sein.

 

Thay Thien Son, 08.04.2024

 


 

Die Kunst, sein eigenes Glück zu schaffen: Wege aus der Einsamkeit

 

 

Unsere Einsamkeit hat kein Verfallsdatum. Wir halten das Gefühl beständig aufrecht. Und wenn wir in die Tiefe blicken, erkennen wir, dass wir einsam sind, weil wir nicht wissen, was wir mit uns anfangen sollen. Deshalb nehmen wir uns für diese Woche vor, aktiv zu lernen, wie wir uns glücklich machen können. Es geht nicht darum zu warten, dass der Partner uns glücklich macht. Es geht auch nicht darum zu warten, dass unsere Freunde uns Freude bereiten. Es geht nicht darum zu warten, dass jemand anderes uns Glück bringt. Vielmehr sollten wir in uns selbst hineinhorchen und genau hinschauen. Und dann wird das Kind in uns Freude empfinden. Und es kann etwas ganz Kleines sein, dass das Kind in uns neugierig wird und sich auf Entdeckungsreise begeben möchte. Es muss nicht einmal weit sein. Es kann ein kurzer Spaziergang in den Wald sein, bei dem du dem Kind erlaubst, tief in die Blumen hineinzuschauen. Und du fühlst dich eins mit allem. Oder du lässt das Kind in dir kreativ sein. Trau dich, ein Stück Papier zu nehmen. Nimm einen Stift in die Hand. Und erlaube dem Kind, sein Glück zu malen. Wir können unser Glück aktiv gestalten. Wir sind diejenigen, die unser Glück selbst kreieren können. Und wenn du bei dir bist und dir mit Kleinigkeiten immer wieder Freude bereitest, dann bist du nicht darauf angewiesen, dass jemand anders dich glücklich macht. Denn du kannst dir das Glück selbst bringen. Und irgendwann wirst du feststellen, dass deine Einsamkeit längst verschwunden ist. Du bist bei dir, du begleitest dich selbst. Und irgendwann gelangst du zu dem Gefühl, mit dir selbst eins zu sein. Dann kehrt Ruhe ein. Dann stellt sich auch Stille in dir ein. Keine Rastlosigkeit. Keine Sorgen. Keine Bedenken. Und das ist der Moment, in dem wir wirklich glücklich sind. Hab den Mut, wirklich für dich selbst da zu sein. Besitze auch die Weisheit, für dich selbst Glück zu schaffen. Mögen alle Menschen glücklich sein. Mögen alle Menschen frei von Leid sein.

 

Thay Thien Son, 18.03.2024

 


 

Die Kunst des Loslassens: Selbstlose Hilfe als Weg zur Freiheit

 

In dieser Woche widmen wir uns der Beobachtung, wann wir uns unangebrachterweise Verantwortung aneignen. Oftmals springen wir vorschnell ein, um für jemanden eine Lösung zu finden. Manchmal, auch ohne gefragt zu werden, entwerfen wir bereits eine Lösung für den anderen. Besuchst du eine Freundin und sitzt in ihrem Wohnzimmer, denkst du vielleicht schon darüber nach, wie du es umgestalten könntest. Hörst du ein Gespräch mit, schießen dir Gedanken durch den Kopf, wie du es formuliert hättest. Ständig nimmst du die Lösung und die Verantwortung für andere auf deine Schultern. Dabei suchst du nach dieser unangebrachten Verantwortung, um deine Existenzberechtigung zu untermauern. "Weil ich dir eine Lösung biete, habe ich einen Platz in deinem Leben. Weil ich etwas für dich bewirken kann, gehöre ich zu deinem Leben. Und wenn ich dir eine Lösung anbieten kann, kannst du nicht ohne mich sein." So versuchst du, dich unersetzbar zu machen, indem du unaufhörlich Verantwortung und Lösungen anbietest. Dadurch suchst du nach deiner Daseinsberechtigung und bist permanent beschäftigt. Im Grunde genommen besteht die Furcht, von den Menschen verlassen zu werden. Die Befürchtung, sie könnten vielleicht nichts mit dir zu tun haben wollen. Das Gefühl, nicht wichtig in ihrem Leben zu sein. Deshalb beobachten wir diese Woche genau, wann wir aktiv Verantwortung übernehmen. Und wenn wir passiv im Geiste schon Lösungen für die Menschen entwerfen, um unsere Einsamkeit und das Alleinsein zu überspielen, ohne darauf zu achten, Hauptsache, wir sind beschäftigt. Doch wenn wir lernen, unsere Hilfe ohne Hintergedanken anzubieten, dann fließt das Leben. Wenn du jemandem ohne jegliche Erwartungen beistehst, dann fließt es. Deshalb sollten wir darauf achten, ob wir mit der unangebrachten Verantwortung jemanden festhalten oder ob wir tatsächlich jemandem helfen und ihn dann loslassen, sodass er sein Leben weiterführen kann. Du entscheidest. Mögen alle Menschen glücklich sein und frei von Leid.

 

Thay Thien Son, 26.02.2024