Impuls der Woche
Lieber Blogbesucherin, lieber Blogbesucher,
an dieser Stelle findest Du die aktuellen "Impulse" von Thay.
Mögen sie Dich zum Nachdenken und Nachsinnen und Nachfühlen anregen und Dein Herz berühren!
9.3.2020
WIE DER CORONA-VIRUS DIE LEHRE DES BUDDHA BESTÄTIGT
Was der Buddha uns lehrt:
„Alles auf dieser Welt ist mit einander verbunden, die Menschen untereinander, die Tier- und die Menschenwelt, das eine ist ohne das andere undenkbar.“
Gestern gehörte dieser Virus noch zu den Fledermäusen, vielleicht noch den Schlangen – heute ist er bei den Menschen angekommen. Ob Tier, ob Mensch - dem Virus ist es gleich.
Auch die wirtschaftliche Vernetzung / Verbundenheit / Abhängigkeit zeigt sich durch die Ausbreitung des Virus sehr deutlich, ob es sich um deutsche Firmen in China oder chinesische Firmen in Japan handelt, so hat zum Beispiel das Versandhaus Otto 600 Lieferanten in China, ein kleiner Autozulieferer in Italien beliefert oder legt bei Schließung wegen des Virus Fiat-, Renault-, BMW- und Peugeot-Firmen in ganz Europa lahm. Es gibt keine Insel, alles ist miteinander verbunden.
„Die sozialen Unterschiede spielen keine Rolle, alle Menschen sind gleich anzusehen, egal was sie für einen Beruf, Rang, Geschlecht oder Namen haben – Mensch ist Mensch.“
Dieser Virus macht keine sozialen Unterschiede, für ihn sind alle Menschen gleich, er sucht den Kinderarzt heim wie den Faschingsfeierer.
„Es gibt keine Sicherheit auf dieser Welt, alle Bemühungen diesbezüglich haben keine Grundlage.“
Gestern noch schien eine Pandemie unvorstellbar, heute hat sie sich innerhalb kürzester Zeit ausgebreitet, von einem Fischmarkt in Wuhan in China nach ganz China, Iran, Vietnam, Japan, Korea, nach Italien, Deutschland, Frankreich… Die Folgen sind nicht abzusehen. Wirklich schützen kann sich niemand.
„Alles ist unbeständig, dem Wandel unterworfen.“
Wir waren so daran gewöhnt, zu reisen, wohin auch immer wir wollten, ob nach China, in die Mongolei, nach Peru - heute gibt es allenthalben Einreise- und Ausreise-Verbote. Wir konnten uns frei bewegen nach unserem Gusto, heute sind etliche Menschen in ihren Wohnungen in Quarantäne, arbeiten von zu Hause aus. Vor drei Monaten war dies noch undenkbar, heute gehört es zur Normalität.
„Mit Mitgefühl kann man jede Situation meistern.“
So sollte es selbstverständlich sein, dass wir asiatisch aussehenden Menschen, die wir treffen, freundlich und ohne Vorbehalte begegnen. Sie sind mit Sicherheit nicht verantwortlich für die Ausbreitung des Virus. Vielleicht haben sie Angehörige in einem der stark betroffenen Länder, so dass ihnen unser Mitgefühl gut tut.
Und hat es tatsächlich einen Menschen in der Nachbarschaft „erwischt“, so können wir ihm frische Apfelsinen oder Gemüse vor die Tür legen, ihm unsere Unterstützung anbieten. Wir können so unser Mitgefühl zum Ausdruck bringen, und - auch das gehört zu den weisen Lehren des Buddha - alles Gute, was wir tun, wird zu uns zurückkehren.
Ich wünsche uns allen eine virenfreie Zeit und gute Gesundheit!
28.2.2020
FREUNDLICHKEIT
Kürzlich erzählte eine ZEN-Schülerin die folgende Geschichte:
Seit längerem beobachtete sie Abend für Abend die Angestellte eines Supermarktes, deren Aufgabe es war, die neue Ware in die Regale einzuräumen. Sie war jedes Mal wieder erstaunt über die nie nachlassende Freundlichkeit dieser Frau. Immer wieder wurde sie in ihrer Arbeit unterbrochen, weil Kunden eine Auskunft von ihr wollten – wo ist das Mehl, wo sind die Tomaten, wo ist dies, wo ist jenes, und sie verlor nie die Geduld, und half freundlich jedem weiter. Sie musste manch rüde Bemerkung anhören, rücksichtlose Menschen rempelten sie mit ihren Einkaufswägen an – und allen gegenüber blieb sie gleichermaßen freundlich.
Ihr fiel diese Frau umsomehr angenehm auf, weil ihr in einem anderen Supermarkt eine andere Angestellte begegnete, die gleichfalls die Aufgabe hatte, die neue Ware einzuräumen, aber sie war unfreundlich und genervt und beschimpfte die Kunden.
Eine Tages ging die ZEN-Schülerin zu der freundlichen Angestellten und fragte sie, wie es ihr denn gelänge, bei allem Stress immer so außergewöhnlich freundlich zu bleiben. Die Frau schaute sie an und sagte: „Es ist ganz einfach. Eines Tages habe ich die Entscheidung getroffen, ab jetzt will ich immer freundlich sein. Ich will mir nicht mehr das Leben vermiesen mit Ärger und Zorn, ich will nicht mehr ständig kämpfen.“
Die ZEN-Schülerin nahm sich diese Worte zu Herzen und nahm sich vor, gleichfalls in ihrem Leben die Freundlichkeit an die erste Stelle zu setzen.
Auch ich will dich ermuntern, diesen Weg der Freundlichkeit einzuschlagen. Du wirst erleben, wie jedes freundliche Wort und jede hilfsbereite Handlung doppelt und dreifach zu dir zurückkehren und dein Leben heiter und gelassen machen.
P.S. Ich empfehle dir außerdem, vergiss bitte nicht, auch dir selbst gegenüber freundlich zu sein...
29.7.2019
DEN WEG DES HERZENS GEHEN
In jedem Augenblick unseres Lebens stehen wir an einer Weggabelung.
Entscheiden wir uns aus Gewohnheit und Bequemlichkeit dafür, den Weg der Anpassung zu gehen, uns an die Menschen anzugleichen, um das Gefühl zu haben, angenommen zu werden, geschätzt zu werden und dazu zu gehören?
Dieser Weg ist sehr bequem, wir müssen nur den Anderen nach dem Mund reden, uns anpassen und erhalten die Reaktion: „Diesen Mensch finde ich gut!“ Man ist freundlich zu dir, weil du ihre Wünsche befriedigst, für sie da bist und ihr Ego stärkst. Wir aber verwerfen unsere eigenen Werte und unsere Philosophie der Herzensgüte.
Oder entscheidest du dich für den anderen Weg, nämlich den Weg deines Herzens zu gehen? Es ist der Weg, alle Menschen mit Würde zu behandeln, die Liebe in der Familie fließen zu lassen, deiner Umgebung mit Dankbarkeit und Respekt zu begegnen. Rechthaberei, Lieblosigkeit und Egoismus spielen keine Rolle auf diesem Weg.
Und wenn du diesen Weg gehen willst, wirst du sehen, dass du ihn vielleicht sogar ganz allein gehen musst, dass manche Leute nichts mehr mit dir zu tun haben wollen. Du wirst merken, dass dieser Weg sehr steinig ist, und du wirst feststellen, dass du oft allein dastehst. Das ist die Normalität.
Vor 2500 Jahren war Konfuzius genau so einer. Er stand mitten in seinem Leben, hatte viel Ruhm, Macht und Ehre, aber er spürte, dass dies nicht sein Herzensweg ist. Er musste sich beugen, sich bücken, für diesen Reichtum, diesen Ruhm und diese Macht. Er entschied sich, aufrecht zu bleiben und die Hand auf sein Herz zu legen und sich zu sagen „Ich werde nichts bereuen, wenn ich zu mir stehe und zu dem, wofür ich lebe. Und deshalb entscheide ich mich, diesen Weg zu gehen“.
Er verließ seine Bequemlichkeit, ging sogar ins Exil, um seine Werte aufrecht zu erhalten. Er zog durch viele Länder, musste oft hungern, weil nicht alle Menschen seinem Herzensweg folgten, nicht daran interessiert waren, den Herzensweg zu gehen und ihn zu unterstützen. Ihnen war wichtiger, ihr Ego, ihren Ruhm und ihren Reichtum zu stärken.
Wir sehen an Konfuzius, weil er bereit war, diesen Weg zu gehen, hat er die Welt verändert. China gäbe es nicht ohne Konfuzius, und es stünde heute anders, menschlicher, da, wenn Konfuzius` Werte heute noch gelebt würden. Er ging den Weg der Menschlichkeit und des Respekts, den Weg, dass nur Harmonie in der Familie Stabilität im Leben bildet.
Und auch für uns heute ist es ganz wichtig, egal welchen Reichtum, egal welche Position wir haben: wenn in der Familie die Stabilität nicht da ist, dann ist auch unser Fundament nicht stabil.
Wenn du den Menschen nicht mit ihrer eigenen Würde begegnest, dann kannst du zwar sehr erfolgreich sein, aber letztendlich wirst du allein dastehen.
Und wenn du viel Macht hast, sei es in der Politik, im Geschäftsleben oder sonstwo, aber die Menschen und deine Umgebung nicht siehst, du keinen Respekt und keine Dankbarkeit hast, du nur auf deine Vorteile bedacht bist, dann kannst du auch nicht regieren, denn regieren heißt korrigieren (um mit Konfuzius` Worten zu sprechen).
Wenn wir den Herzensweg gehen, dann gehen wir den gleichen Weg wie Konfuzius. Du kannst dich in jedem Augenblick deines Lebens dafür entscheiden.
Egal, was in der Familie ist, du möchtest die Liebe in deiner Familie wieder fließen lassen, auch wenn der Weg schwer ist, auch wenn du diesen Weg vielleicht zunächst allein gehst. Aber du wirst feststellen, dass es sich lohnt.
Und wenn DU bereit bist, dein Herz zu öffnen, so wirst du nachhaltig dafür sorgen, dass sich dies Wertesystem in der Familie festigt.
Mag sein, dass deine Kinder dies zur Zeit noch nicht spüren, aber auch sie werden eines Tages begreifen, wie groß dieser Reichtum ist, den deine Enkelkinder und mit ihnen die ganze Welt erben werden: dass die Menschlichkeit das Wichtigste im Leben ist.
Und wenn es dir gelingt, das zu korrigieren, was in deiner Familie vielleicht schon seit Generationen nicht in Ordnung war, und du dich für neue Wege öffnest, dann fließt durch die Generationen genau diese Lebendigkeit und Liebe, die Konfuzius vor Jahrtausenden gepflanzt hat.
Mögest du viel Kraft haben, wie Konfuzius durch alle Hindernisse zu gehen und möge die Liebe und die Lebendigkeit in den Adern deiner Familie lange Zeit fließen.
22.7.2019
DAS GEBROCHENE HERZ HEILEN
Egal in welchem Lebensabschnitt du bist, wirst du eines Tages an einen Punkt kommen, an dem dein Herz gebrochen ist. Ja, ein gebrochenes Herz gehört auch zu unserem Leben - mit den Schmerzen, die so überwältigend sind, dass du dich ganz allein fühlst... und du weißt gar nicht so genau, was du getan hast, was mit dir passiert ist .
Oft sitzt du ganz allein in deinem Zimmer, schaust aus dem Fenster und fragst dich „Was hab ich getan? Was hab ich nur gemacht?“ Du gehst in deine Erinnerungen, suchst alle möglichen Fakten, was du vielleicht falsch gemacht hast… Du atmest tief aus, du machst dir Vorwürfe: „Ja, ich war damals so dumm. Ja, ich hab es nicht besser gewusst. Ja, ich hab dir weh getan. Ja, ich war nicht perfekt.“
Solange du in der Vergangenheit nach deinen Fehlern suchst, solange wirst du sie auch finden. Und wenn du immer wieder in deine Vergangenheit gehst, in Gedanken deine Fehler immer wieder wiederholst, tust du dir immer wieder aufs Neue weh. Und weil du dich so schuldig fühlst, möchtest du deine Gedanken und deine Verletzungen mit niemanden teilen. Du fühlst dich in Stich gelassen, fühlst dich ganz allein. Du fühlst dich von deinen Mitmenschen nicht verstanden, weil dieser Schmerz so enorm groß ist und du weißt nicht wohin damit.
Und genau jetzt ist die Zeit, wo du dich um dich kümmern musst!
Der Buddha lehrt uns: in dem Moment, wo du Schmerzen in deiner Seele, in deinem Herzen, in deinem Körper spürst, ist es an der Zeit, dass du dich um dich kümmerst. Seine Methode ist die Einzige, die dir helfen wird: versöhne dich mit dir und vergebe dir selbst.
Geh in deinen Schmerz rein, bleib bei deinem Schmerz und sage dir, alles, was ich in der Vergangenheit getan habe möchte ich mir selber verzeihen und ich möchte ab jetzt einen neuen Weg einschlagen, dass ich niemals wieder mir noch anderen weh tun werde.
Diesen Prozess wirst du nicht nur einmal machen müssen, sondern du musst ihn mehrere Male wiederholen. Durch die Versöhnung mit dir, dass du dir selbst verzeihst, kannst du deine Vergangenheit loslassen. Ja, ich habe getan, was ich getan habe, ich sehe es ein, und es wird nie mehr passieren. Ich werde mich bemühen, dass es nie mehr passiert.
Und mit diesem neuen Ansatz gehst du wieder zurück in dein Leben.
Statt weiter an deinem gebrochenen Herzen zu leiden, öffnest du nun dein Herz. Dafür brauchst du viel viel Mut. Ja, ich weiß, es ist schwierig, da durch zu gehen – du brauchst großen Mut. Und wenn du den Mut gepackt hast, dann gehst du liebevoll mit dir um, würdevoll mit dir um, und das ist der erste Schritt in der Versöhnung.
Und wenn du diese Aspekte für dich kultiviert hast, irgendwann hast du genug Kraft, dem Menschen, der dich so verletzt hat und den du so verletzt hast, zu begegnen. Dann beginnt eine neue Verbindung – zu dir selbst und zu dem anderen Menschen.
Das Leben ist viel zu kurz, um im Schmerz stecken zu bleiben.
Einmal fragte ein Soldat, der in Vietnam Krieg geführt hat, seinen Freund „Weißt du, es war so viel passiert damals in Vietnam, hast du den Menschen, die dich gefangen gehalten haben, verziehen?“ Und der Freund antwortete „ich kann ihnen niemals verzeihen.“ Da klopfte der Soldat dem Freund auf die Schulter und sagte, „dann bist du immer noch in der Gefangenschaft.“
Solange du deinen Schmerz in dir trägst und nicht verzeihen kannst, bist auch du in der Gefangenschaft. Jetzt ist es an der Zeit, dass du dich mit dir versöhnen kannst. Verzeih dir selbst, geh mit dir in Versöhnung.
Ich wünsche dir viel Kraft, viel Zärtlichkeit, viel Liebe, denn das wirst du brauchen.
1.7.2019
MUT ZUR VERÄNDERUNG
Der Buddha Siddharta war, lang bevor er zum Buddha wurde, ein Prinz. Eines Tages erkannte er, dass sein Leben nur ein trügerischer Schein war - das Glück, in einem Palast zu leben, die Freude des delikaten Essens und der feinen Kleidung und der Musik, die für ihn gespielt wurde. Er erkannte, dass er trotz alledem Alter, Krankheit und Sterben nicht entrinnen kann.
Und da stand für ihn fest, er will sich nicht länger selbst betrügen, er will sein Leben verändern, er will verstehen, wie er seine inneren Ängste loslassen und transformieren kann.
So verließ der Buddha seinen Palast und suchte verschiedene Gelehrte auf. Er lernte von ihnen sehr erfolgreich verschiedene Meditationsmethoden. Nach 6 Jahren aber erkannte er, ich hab so viel gelernt, aber ich habe meine Gewohnheiten immer noch nicht loslassen können.
So ging der Buddha zu einem Fluss, setzte sich an sein Ufer und beobachtete ihn. Er sah die Fische im Fluss, die gegen die Strömung schwammen. Sie mussten sehr viel Energie aufwenden, um nur ein bisschen voranzukommen. Sobald sie aber nicht mehr schwammen, wurden sie von der Strömung wieder zurück getrieben.
Und so erkannte er, dass es ganz einfach ist, in seiner Gewohnheit zu leben, und sich einfach treiben zu lassen.
Er entschloss sich, von jetzt an gegen seine eigenen Gewohnheiten zu schwimmen und er sprach einen Schwur: „Möge mein Willen stark sein und möge ich so viel innere Stabilität haben, um meinen Weg zu Ende zu gehen und meine Gewohnheiten zu transformieren. Und möge mir das Universum ein Zeichen geben, dass ich dafür entschlossen genug und bereit bin.“
Und er warf seine Bettelschale in den Fluss und sprach „Wenn mein Wille stark genug ist, so soll meine Bettelschale gegen die Strömung schwimmen.“ Und tatsächlich – die Schale schwamm stromaufwärts.
Um unseren eigenen Weg zu erkennen und zu gehen müssen wir ehrlich sein, und unser Leben wirklich genau anschauen und so herausfinden, wie tief in uns die Unzufriedenheit sitzt.
Aber selbst wenn wir das erkannt haben, sind wir zumeist nicht diszipliniert genug und haben nicht die Kraft, um etwas zu verändern. Wir spüren zwar die Enge in uns, spüren die Zwänge in uns und doch drehen wir uns immer wieder im Kreis. Uns fehlt der starke Wille.
Denn sobald wir uns verändern, ist es genau so, als ob wir gegen die Strömung schwimmen. Deine Freunde werden komische Fragen stellen, in deiner Umgebung werden die Leute dich sonderlich finden. Du sagst nicht mehr immer ja, du lernst jetzt, nein zu sagen. Du lässt nicht mehr alles zu, jetzt lernst du Grenzen zu setzen. Und für deine Mitmenschen ist dies ungewohnt und unangenehm.
Und genau das sind die Zeichen dafür, dass du auf dem richtigen Weg bist. Je mehr Hindernisse du spürst, desto mehr weißt du: ja, ich bin auf dem richtigen Weg!
Doch in welche Richtung möchtest du gehen? Gegen deine Gewohnheit zu gehen – das ist deine Richtung. Wohin das Leben uns führt, das wissen wir nicht.
Sobald wir das Ziel haben, unser Leben zu verändern, müssen wir sehr viel Energie investieren und es ist genau so, als ob wir gegen eine starke Strömung schwimmen. Was du dafür brauchst ist Mut, aus deiner Gewohnheitsstruktur auszubrechen.
Andere großen Ziele brauchst du nicht. Denn wohin du gehst, weißt du nicht, es ist eine ganz neue Richtung und du kannst nicht mit deiner Logik vorausschauen und planen. Je mehr du dies aber willst, umso mehr schwimmst du wieder in der Logik deiner alten Gewohnheit.
Also lass alles los. Geh in die Ungewissheit. Bring auch keine große Erwartung mit. Sondern lerne das Staunen kennen, staunen darüber, was das Leben dir anbietet.
Und bemerke jede noch so kleine Veränderung, das ist ganz wichtig. Und sprich dir dafür ein Lob aus, vielleicht gönnst du dir sogar von Zeit zu Zeit eine kleine Belohnung; sorge dafür, dass der neue Weg dir angenehme Gefühle macht.
Um wirklich aus deiner Gewohnheit auszusteigen musst du dein Lebensumfeld erweitern. Einige Freunde werden dich verlassen, aber stattdessen werden sich neue Wege, neue Möglichkeiten und neue Begegnungen ergeben.
Geh nicht mehr den immergleichen Weg. Probier vieles aus. Du wirst merken, dass es sich lohnt, die Veränderungen im Leben zuzulassen. Du wirst merken, du befreist dich von deinen Zwängen und der Enge.
Ich kann dir nur sagen, dass du viel Kraft und viel Mut brauchst. Wohin der Weg dich führen wird – lass dich davon überraschen.
Das Leben wartet auf dich.
Nachtrag zur Bettelschale des Buddha: Bevor du jetzt mit deiner Müslischale zum Main oder Neckar läufst – vielleicht schickt dir das Universum als Bestätigung deines Willens zur Veränderung ja ein Zeichen in Form eines Sonnenstrahls, der dich an der Nase kitzelt oder dem Lachen eines Kindes, das dein Herz erfreut….
24.6.2019
DIE SEELE BAUMELN LASSEN
Buddha lehrt uns, nach innen zu gehen und uns zu reflektieren, zu verstehen, wie wir wirklich sind, und was wir in uns tragen. Es ist der Weg des Herzens.
Wenn wir einmal Ruhe haben, merken wir, dass wir ganz viele Themen in uns gesammelt haben, Emotionen, die wir nicht verarbeiten können, Verletzungen, die wir nicht in der Lage sind zu heilen – all das lagern wir stapelweise dort.
Im Alltag sind wir so sehr mit unseren Alltagsroutinen beschäftigt, wir haben kaum Zeit, uns Zeit für uns zu nehmen.
Um so wichtiger ist es, dass du dir dennoch hin und wieder eine Auszeit nimmst - eine Auszeit von deinen Sorgen, eine Auszeit von deinen Ängsten, eine Auszeit von deiner Kontrolle, eine Auszeit aus deinem gewohnten Sicherheitsmodus.
Wenn du in der Lage bist, dir die Erlaubnis für eine Auszeit zu geben, und du dir den Raum dafür schaffst, dann merkst du, wie schön das Leben ist und dass du es genießen kannst - besonders, wenn die Sonne so wie jetzt so toll scheint, und die Wärme deine Haut streichelt.
Lerne, alle Probleme zur Seite zu legen und entscheide bewusst: „Ich nehme mir jetzt meine Auszeit!“
Aber was sollst du überhaupt in dieser Auszeit machen? Ganz einfach: Du entdeckst die Blumen, du entdeckst die Wiesen, du entdeckst den kleinen Bach... Und du entdeckst die Möglichkeit, einen freien Raum für dich zu schaffen, in dem du einfach nur deine Seele baumeln lässt. Nix tun, nix erreichen, kein Ziel haben. Nur verweilen, auf deinen Atem horchen, deinen Körper spüren - und das Gefühl wieder zu entdecken „Ich lebe!“.
Während deiner Auszeit wirst du merken, wie stark dein Herz belastet war von dem Leben, das du unermüdlich managst, immerzu versuchst du, alles gut zu machen. Und du merkst, dein Herz ist müde, es braucht Zeit für sich, du merkst, dass du dich nicht mehr in deiner Haut wohl fühlst.
Deshalb ist es jetzt höchste Zeit, dass du dich um dich kümmerst! Und du wirst merken, du brauchst eigentlich gar nicht viel – weder Anerkennung, noch Halligalli, noch ein tolles Auto... Eigentlich willst du nur, dass dir niemand auf die Nerven geht, dich bewertet, und dass du einfach so sein kannst wie du bist. Es ist ganz wichtig, dass du wieder zu dir kommst, und du dir selbst das Gefühl gibst, „ich darf so sein, wie ich bin!“
Dir wird in dieser deiner Zeit auffallen, dass du die Gedanken von so vielen Menschen so wichtig nimmst, dass du dich von anderen vereinnahmen lässt, und du wirst entdecken „Das Leben gehört mir, der Raum gehört mir. Und ICH möchte entscheiden, wofür und wie ich es gestalte und wer hier rein darf, und ich ganz allein entscheide, wie ich es nutze.“
Mach öfters eine Auszeit, um dein Herz wieder aufzuräumen und den Raum für dich wieder zu erschaffen - so dass du die Sonne wieder genießen und die Blumen wieder riechen kannst.
Ich wünsch dir viel Spaß dabei, auch wenn die Auszeit nur eine Stunde dauert - aber mach es!
3.6.2019
LEBENSLINIEN
Der Buddha sagt zu uns: "das Schlimmste, was wir uns antun können, ist das, was in uns schmerzhaft und verletzt ist, was in uns grausam und grenzüberschreitend ist, als Normalität zu sehen und zu unserem Alltag zu machen."
Um zu überleben blenden wir viele Dinge aus, wir halten aus, dulden, gehen Kompromisse ein, schauen sogar weg und ignorieren. Und genau das macht dich zu einem anderen Menschen als du wirklich bist, du degradierst dich, verstellst dich, und letztendlich weiß du nicht mehr, wer du wirklich bist.
Viele Menschen denken, um da raus zukommen, müssen wir genau das Gegenteil tun: statt aushalten ausbrechen, statt dulden und wegschauen uns erheben, Widerstand leisten und dagegen kämpfen; um nicht länger Kompromisse einzugehen müssen wir aktiv zur Attacke ausholen, in den Kampf gehen; um nicht mehr wegzuschauen bohren wir ständig darin herum – das ist aber alles nur im Außen.
So erreichen wir keine Lösung. Es hilft uns nicht, weil wir uns damit nur nach außen orientieren, für den anderen und die Außenwelt uns darstellen.
Du bist ohne Kontakt zu dir selbst, du weißt noch nicht mal, wofür du lebst und wofür du kämpfst.
Und deshalb ist es so wichtig - besonders in dieser Zeit, die mit all den Medien, Internet und der Informations-Überflutung so verwirrend ist - dass wir wieder zurück zu uns kommen, dass wir Körper, Gefühl und Geist in Einklang bringen. Wenn wir nicht in der Lage sind, diese Einheit in uns zu erlangen - egal was da draußen ist - können wir unseren eigenen Weg auch nicht erkennen und gehen.
Nur wenn du in dir deinen Körper, dein Gefühl, deinen Geist spürst, dass es ruhig ist, friedvoll ist, harmonisch ist, miteinander in Einklang ist, kannst du die Entscheidung treffen, wofür du die Energie deines Lebens einsetzen möchtest; und dann ist es egal, ob es „richtig“ oder „falsch“ ist, denn das ist dein Lebensweg, das ist deine Energie. Nur du machst deine eigenen Erfahrungen und nur für dich entstehen daraus deine Erkenntnisse.
Wenn du mit dir selbst tief verbunden bist, dann entwickelst du eine starke Motivation, eine starke Willenskraft für dich und für dein Leben - und egal wieviel Prüfungen du in deinem Leben erhältst, du wirst sie meistern.
Und je länger du deinen Lebensweg gehst, um so mehr wirst du entdecken, dass die Freude in dir aufkommt – weil du das gefunden hast, was in deinem Herzen blüht, weil du mit dem Leben in Berührung bist und besonders, weil du tief mit dir verbunden bist.
Und wenn du mit deiner Energie tief verbunden bist, dann kannst du dein Leben dahin wenden, den Menschen tief in die Augen zu schauen, und auch wenn sie Feindseligkeit in sich tragen, kannst dass du ihnen mit deiner starken Lebenskraft sagen „egal, was du denkst, egal was du von mir hältst, ich weiß ganz genau, ich möchte für dich da sein und ich werde dich immer lieben.“
Wenn du mit soviel innerer Überzeugungskraft sprichst, dann wird sich vieles ändern.
Erwarte aber nicht, dass es sofort passiert. Lass den Dingen ihre Zeit, und die Veränderungen werden sich manifestieren.
So hat sich die Natur immer gezeigt, so hat sich das Leben immer gezeigt und so wird es sich auch in deinem Leben zeigen.
Geh nicht in die Bewertung - sei offen und freu dich darüber, was das Leben dir schenkt!
20.5.2019
MÜTTER
Heute möchte ich meinen Impuls an alle Mütter richten.
Wir wissen, dass unsere Kinder unsere größten Schätze sind. Die zehn Monate der Schwangerschaft bist du durch viele Phasen gegangen, hast glückliche Zeiten, schwierige Momente, schmerzhafte Augenblicke durchlebt. Und wenn dann das Kind auf diese Welt kommt, beginnt deine Fürsorge und deine Aufmerksamkeit und deine Begleitung.
Kinder sind wie sie sind, sie sind lebendig, sie sind neugierig, sie versuchen ihre Grenzen zu erobern, herauszufinden, was das Leben ist. Deshalb ist es so wichtig, ihnen die Möglichkeit zu geben, die Neugier in sich zu wecken, ihren Körper und Geist durch Bewegung zu entfalten, sie nicht einzuschränken und ihre Entwicklung nicht zu limitieren.
Und was noch wichtiger ist, als dein Kind zu fördern, ist, dass es weiterhin das spürt, was du ihm in den zehn Monaten der Schwangerschaft gegeben hast, als es noch mit dir eins war, als du das Kind ständig in dir begleitet hast und das Kind dich ständig gespürt hat - deine Herzschläge und deinen Atem!
Du brauchst nicht viel zu tun, du musst dir nicht viel vornehmen, keine hohen Ziele setzen – es reicht, von Zeit zu Zeit inne zu halten und dein Kind zu umarmen, so dass das Kind deinen Atem wieder spürt und es spürt, dass dein Herz für es schlägt.
Es ist so wichtig, diese Verbindung zu deinem Kind immer wieder herzustellen, unabhängig davon, wie alt dein Kind ist, ob es vielleicht schon erwachsen ist, egal was für Phasen es gerade durchläuft. Es braucht diesen Augenblick, in dem du mit ihm tief verbunden bist, es braucht deinen Herzschlag und deinen Atem, weil dies das ist, was ihm das Leben gegeben hat, was es zehn Monate lang begleitet hat.
Für ein Kind da zu sein, verlangt nicht viel. Öffne dein Herz wieder für dein Kind, geh auf es zu, egal was es dir angetan hat, wie schwierig die Phasen gerade sind, egal was da ist. Tief in dir schlägt dein Herz für dein Kind.
Hab Mut, auf es zuzugehen, du sollst dir kein Ziel setzen, du musst auch nichts besonderes tun, einfach nur für es da sein.
Dann bist du eine großartige Mutter.
13.5.2019
Lebst Du?
Jeder von uns will leben. Will so viel vom Leben haben wie möglich, strebt danach, durch die Welt zu reisen und Erfahrungen zu sammeln, will seinen Horizont erweitern, sich so weit wie möglich weiter entwickeln.
Nur leider bleibt dies meistens ein Wunschbild, sieht die Realität anders aus - weil da so viele Personen in uns sind, die uns davon abhalten!
Da ist der „Kritiker“, der immer genau weiß, was besser ist. Der immer kritisiert, egal was du machst. Ob du etwas richtig oder falsch machst, er hat immer seine Meinung und seine Maßstäbe. Der Kritiker redet und redet, er hat viel Wissen, wird aber selbst auf keinen Fall aktiv und er bremst dich. Dein Kritiker sorgt dafür, dass du dort stehen bleibst, wo du bist...
Dann kommt der „Neider“, der immer Vergleiche anstellt, warum es dem Anderen besser geht als dir. Statt wirklich an sich zu arbeiten, schaut man ständig, was die Anderen haben, und dem eifern wir nach; oft versuchen wir, die gleichen Ziele zu verfolgen wie die Anderen. Dem Neider ist es egal, ob wir die Talente dafür haben, ob wir einen Zugang dazu haben, ob wir die Veranlagung dafür haben. Nein – wir sollen genau das gleiche tun und haben. Und deshalb sind wir nicht bei uns und alles bleibt wie es ist...
Dann ist da auch noch der „Ratgeber“, der alles weiß, was gesund ist, was gut tut, was in Ordnung ist, was sinnvoll ist. (In uns sind so viele Ratgeber.) Wir lesen Bücher, recherchieren im Internet, wir informieren uns; aber wir bleiben in der Theorie stecken, setzen unsere Erkenntnisse nicht um...
Und nicht zu vergessen der „Ablehner“, der so gern in der Komfortzone bleibt, der nur das tut, was ihm angenehm ist, was sicher ist, was wenig Mühe macht, was er immer schon gemacht hat - am Besten soll sich gar nichts verändern, denn das Altvertraute kennt er...
Dann haben wir da noch den „Träumer“. Er liebt es zu phantasieren, sich die wunderbarsten Szenarien auszudenken, sich die Zukunft auszumalen; aber tatsächlich bleibt er auf der Couch hocken und lässt unsere Energien in den Träumen verpuffen und nichts passiert...
Und so kommt es zu keinen Veränderungen oder gar Wandlungen in unserem Leben, unser Wunschbild bleibt ein Wunschbild.
Um wirklich zu leben, solltest du einmal die 5 Personen in dir gründlich anschauen. Und vielleicht solltest du lernen, andere Personen in dein Leben einzuladen!
Wie wäre es mit dem „Verrückten“, der den „Kritiker“ schachmatt setzen kann. Denn der Verrückte tanzt aus der Reihe; er macht nicht, was die Leute ihm vorschreiben. Ihm ist egal, was andere über ihn denken. Er pfeift auf die Norm, öffnet sich neue Horizonte, schafft sich neue Möglichkeiten. Vielleicht lernen wir ab und an ein bisschen verrückter zu sein – einmal pro Woche wäre schon ein guter Anfang, um unseren Kritiker etwas ruhiger zu halten.
Statt auf den „Neider“ zu hören und andere zu imitieren, können wir den „Kreativen“ in unser Leben einladen. Er entwickelt aus den gleichen Bedingungen so viele Entfaltungsmöglichkeiten. Er macht die Welt bunt, er macht die Welt schön und er macht die Welt anders. Die Inspiration, die Kreativität kommen nicht zu dir, wenn du darüber nachdenkst und planst, sondern wenn du offen bist und spontan, unter der Dusche, irgendwo im Garten, bei einem Spaziergang - dann kommen unerwartete Impulse und Ideen hoch, dein Herz spürt so viel.
Dafür brauchst du nicht den „Ratgeber“, sondern den „Spontanen“. Wenn sich ihm Impulse zeigen, z.B. mitten in der Nacht, oder am Spätnachmittag, ist ihm die Uhrzeit egal, er setzt sie um. Er versucht nicht, nach einem Rezept zu leben, er hält sich nicht an irgendwelche Regeln, er ist ganz intuitiv. Und durch seine Spontanität kommt richtig viel Lebendigkeit in dein Leben.
Unbedingt solltest du auch den „Romantiker“ einladen. Er sieht die Welt völlig anders als der „Ablehner“, er sieht die Welt durch sein Gefühl, mit seinem Herzen. Durch ihn werden wir tief berührt. Die Verbindung zum Leben, die Verbindung zu den Mitmenschen wird durch ihn leichter, schöner, angenehmer und tiefer.
Jetzt müssen wir noch einer letzten Person die Türe öffnen: Dem „Bodenständigen“. Im Unterschied zum „Träumer“ weiß er genau, da können wir gehen, dort nicht; er lässt uns schauen, wie unser Körper ist, wie unsere Kapazität ist, wie unsere Leistungsfähigkeit ist. Durch den Bodenständigen machen wir kleine Schritte, und jeder Schritt, und sei er noch so klein, ist ein Erfolg, denn der Weg ist das Ziel.
Und wenn du alle diese fünf Personen in dein Leben einlädst, dann lernst du dein Leben kennen. Du verbindest dich mit deinem Leben, deine Sinne öffnen sich, deine Gedanken sind frei und du fühlst dich tief mit der Natur verbunden; in dir ist Dankbarkeit, dass du lebst.
Ich hoffe, ich habe dir einige Anregungen gegeben. Versuch, wenigstens einen von den Fünfen einzuladen und lass durch ihn dein Leben bereichern!
6.5.2019
DIE ZEIT VERSTREICHT
Jeder von uns glaubt, unendlich viel Zeit zu haben.
Wir glauben, dass der Tod ganz ganz weit weg irgendwann in weiter Ferne passieren wird. Wir verdrängen, dass wir irgendwann krank werden und sterben werden. Wir leben so, als ob wir unendliche Lebenszeit hätten.
Deshalb schätzen wir oft gar nicht die wertvolle Zeit, in der wir leben.
Wir schätzen nicht, wie wertvoll es ist, die Zeit mit unseren geliebten Familienmitgliedern zu verbringen. Wenn du Kinder hast und nicht wirklich dein Herz dafür öffnest, und kostbare Zeit mit ihnen teilst, vergibst du etwas sehr Essentielles unwiederbringliches in deinem Leben. Wenn ihre Kindheit vorbei ist ist es vorbei.
Wenn du vergisst, die Zeit mit deinem Partner zu verbringen und statt dessen dich ständig mit deiner Arbeit beschäftigst, weil du glaubst, du müsstest erfolgreich zu sein und dafür mehr und mehr arbeitest, verpasst du das Wichtigste in deinem Leben. Es braucht nicht sehr viel Zeit, vielleicht nur einen kleinen Augenblick, wo du innehältst und wirklich spürst, wofür dein Herz pulsiert, wofür du mit deinem Partner leben möchtest.
Und besonders vergessen wir sehr oft, Zeit nur mit uns zu verbringen. Dabei ist diese Zeit so kostbar für dich, denn nur da spürst du dich. Nur da erkennst du, wo deine Lebensreise hingeht. Nur so kannst du bestimmen, wo deine Lebenszeit dich hinführen soll.
Der Weg ist lang, wir wissen gar nicht genau, wohin er uns führt. Aber wenn du wirklich deinem Herzen folgst, bringt er dich dahin, wo deine Sehnsüchte sind.
Aber dafür brauchst du wirklich die innere Stille, wo du wirklich dein Herz hören kannst und horchen kannst, wofür es schlägt.
Und deshalb verbring Zeit mit dir selbst. Geh, mach einen Spaziergang, trink eine Tasse Tee, schau zum Himmel hinauf und sei offen, was das Leben dir schenkt.
Nur wenn du die Kostbarkeit des Lebens spürst, weißt du, wie du deine Zeit nutzen wirst.
Jeder Tag ist ein wunderbarer Moment. Jeder Tag ist eine Gelegenheit. Jeder Tag ist eine neue Chance.
Du kannst jederzeit und immer neu beginnen, egal, was du vorher gemacht hast.
Es ist dein Leben und es ist deine Zeit.
29.4.2019
Das Leben gehört dir
In unserem Leben haben wir gelernt, uns immer anzupassen, ein gutes Bild von uns aufzubauen, ein schönes Image zu wahren.
Manchmal ist es aber notwendig, nein zu sagen, andere Menschen zu enttäuschen, Grenzen zu setzen. Sobald du die Kraft hast, eigene Grenzen für dich zu setzen, veränderst du dein Leben, verändert sich die Welt.
Ich möchte von einer Frau erzählen, die sehr bekannt und berühmt ist, von Rosa Louise Parks. Sie war die erste Frau, die sich das Recht nahm, „nein“ zu den Weißen zu sagen.
In den USA herrschte damals noch strikte Rassentrennung. Im Bus mussten die Schwarzen von ihren Plätzen aufstehen und ganz nach hinten gehen, wenn die Weißen einen Platz für sich beanspruchten. Als Rosa Parks Bus fuhr, und ein weißer Mann sie aufforderte, den Platz zu verlassen, sagte sie nein. Sie verweigerte es, weil sie das Gefühl hatte, „ich habe das Recht, genau wie die Anderen hier zu sein, mein Leben zu leben, und ich habe das Recht, einen Platz in meinem Leben einzunehmen.“
Sie wurde verhaftet, aber sie dementierte nicht ihr „nein“. Weil sie als erste nein sagte, löste dies eine große Welle aus! Martin Luther King rief die Schwarzen auf, ein Jahr lang die Busse zu boykottieren.
Rosa Parks hat mit ihrem Nein ganz USA verändert, die Bürgerrechtsbewegung mit initiiert, bis die Rassentrennung 1964 aufgehoben wurde.
Wenn wir den Mut haben, nein zu sagen und Grenzen zu setzen, dann haben wir einen Platz im Leben, dann schaffen wir den Raum für unsere eigene Entfaltung.
Aber dein Nein wird auch viele Unannehmlichkeiten mit sich bringen – das musst du durchstehen können. Aber dann gehört das Leben dir!
Ich wünsch dir dazu viel Kraft, viel Mut, viel Ausdauer - jeder hat das Recht, sein Leben so zu leben, wie er es möchte.
15.4.2019
TIEF WIE DAS MEER
Wenn du einmal am Strand sitzt und Zeit hast und den Wellen lauschst, wirst du merken, dass das Meer seine eigene Dynamik hat.
Traust du dich, ins Wasser zu gehen? Dazu brauchst du ein bisschen Mut, am Strand ist es bequem, es ist warm, du genießt die Sonne und die Wellen zu betrachten. Aber du hast wenig direkt mit dem Meer zu tun.
Wenn du es einmal wagst, ins Meer zu gehen, dann weißt du genau, dass es auch gefährlich sein kann und du wägst ab, wie weit du raus gehen darfst, wie weit du schwimmen kannst. Es ist eine Frage des Mutes, herauszufinden, ob du es noch ein bisschen weiter hinaus schaffen würdest. Das klingt gefährlich und aus Sicherheitsgründen bleibst du vorsichtshalber am Strand sitzen….
So ist es auch im Leben. Wir bleiben am Liebsten in der Komfort- und Sicherheitszone. Ein Wagnis einzugehen, ins offene Meer zu schwimmen, das Meer, die Welt zu entdecken, trauen wir uns oft nicht.
Mit der heutigen Technik der Schnellschiffe und Riesendampfer schaffen wir es, in relativ kurzer Zeit alle Kontinente der Erde aufzusuchen.
Jedoch der tiefste Ozean, den es zu entdecken gilt, ist unser inneres Leben. Weil das genauso tief, so dunkel, so unberechenbar ist wie das Meer an seinen tiefsten Stellen.
Traust du dich, tiefer in dich hinein zu gehen, dann merkst du, wie unendlich deine Möglichkeiten sind. Traust du dich, in deine tiefste Dunkelheit zu gehen, so wirst du die dort verborgenen Schätze entdecken.
Um dir selbst zu begegnen, brauchst du viel Mut. Wir machen uns so viele Vorstellungen, wie das Meer so gefährlich, wie gräßlich die Seeungeheuer sein könnten.
Und so stellen wir uns auch vor, dass, wenn wir uns selbst begegnen, wir Monster sehen, und wir allen möglichen traumatischen Erlebnissen wieder begegnen. Das mag sogar sein. Aber je mehr du in den tiefsten Ozean gehst, wirst du merken, wie bunt, wie vielfältig es dort ist, die Meerespflanzen, die Korallenriffe, die Vielzahl an unterschiedlichsten Fischen - und genauso so faszinierend ist es, deine innere Welt in ihrer Buntheit und Vielfältigkeit zu entdecken.
Ich kann dich nur ermutigen, verlasse deine Komfortzone, verlasse deine Gewohnheiten, verlasse deine Sicherheit – entdecke dich selbst, geh in deine dunkelste Ecke, weil du dort entdecken wirst, da ist so viel Kraft, da sind so viele Möglichkeiten, so viele Schätze.
Warte nicht, bis die Gelegenheit vorbei ist. Warte nicht, bis deine Kraft nicht mehr ausreicht.
Deshalb: Mach es jetzt, mach es heute! Nimm allen Mut zusammen!
Such dir einen Platz, an dem du in die Stille gehen kannst, wo du in deinen inneren Ozean gehen und eintauchen kannst und dich entdecken wirst.
Ich wünsche dir viel Mut, viel Kraft und viel Gelassenheit bei deinem großen Abenteuer. Es lohnt sich!
8.4.2019
ATEM
Das Leben beginnt mit einem Atemzug.
Wenn du ein Kind bekommst, dann weißt du ganz genau, wie es sich anfühlt, sich voller Erwartung nach dem Kind zu sehnen. Sobald das Kind auf diese Welt kommt, warten die Eltern, dass das Kind einmal Luft holt und zu weinen beginnt.
Damit fängt das Leben an.
Jedoch vergessen wir im Alltag oft, wie wertvoll dieser Atemzug ist, ja, wie wertvoll jeder Atemzug ist.
Manchmal sitzt du neben deinem Kind am Bett und horchst leise, wie das Kind atmet und du freust dich einfach nur, dass das Kind so regelmäßig atmet und so tief und entspannt schläft.
Manchmal, wenn du wach neben deinem Partner liegst, lauschst du, wie er regelmäßig ein- und ausatmet und du weißt genau, er ist tief in seinem Schlaf, er ist entspannt, es geht ihm gut.
Aber im Alltag vergessen wir oft, auf unseren eigenen Atem zu hören, genau in uns zu horchen, wie es uns überhaupt geht.
Wenn du einen Menschen begleitest, der sehr bald aus dem Leben gehen wird, dann weißt du ganz genau, wie wertvoll so ein Atemzug ist. Du sitzt neben diesem Menschen und du spürst und du hörst, wie sehr er am Leben bleiben möchte. Er schnappt nach Luft, er will unbedingt noch weiter leben.
Wenn du neben einem Menschen sitzt, der bald geht, und du einfach nur mit diesem Menschen atmest, dann weißt du, es ist so wunderschön, mit ihm noch atmen zu können, denn irgendwann wird er nicht mehr da sein. Denn wenn sein letzter Atemzug vorbei ist, das weißt du ganz genau, dann endet sein Leben.
Dann wird dir so langsam klar, dass du im ganzen Leben nach so vielen Sachen gesucht hast, nach deiner Wertigkeit Ausschau gehalten hast und nach einem Platz im Leben. Aber wie oft bist du nur für dich da und horchst auf deinen Atem und was in diesem Moment mit dir los ist?
Ich wünsche mir, dass du die Gelegenheit hast, mit dem Menschen, den du liebst, einfach dazusitzen, einfach mit ihm zu atmen und sein Leben zu spüren, seine Lebensdynamik in dir pochen zu lassen - so dass du das Gefühl hast, ja, wir leben zusammen und es ist wunderschön.
Verpass nicht diese Gelegenheit, horche, wie dein Liebster neben dir liegt und atmet, horche auf dein Kind, wie es atmet, und spüre die tiefe Verbundenheit.
1.4.2019
EINSAM ODER ALLEIN
Wir sind sehr oft allein, z.B. wenn wir unter der Dusche sind oder ein Bad nehmen, und dann fällt es uns überhaupt nicht schwer, weil wir unsere Privatsphäre schätzen. Wenn wir in der Zeit, in der wir allein sind, das tun, was uns gut tut, fällt uns nicht einmal auf, dass wir allein sind, ja, wir genießen sogar die Zeit, den Raum, für uns zu haben, und dem nachgehen zu können, was wirklich in uns ist, was wir uns wünschen.
Einsamkeit spüren wir manchmal sogar in einer Partnerschaft, unter vielen Menschen. Dann fühlen wir uns abgeschnitten von allen und allem - dies besonders dann, wenn wir nicht in der Lage sind, mit uns etwas anzufangen.
Es ist wie bei einem Kind: Wenn das Kind in seiner Freude ist, kann es sich lange Zeit mit sich selber beschäftigen, kann mit seinem Spielzeug spielen, es braucht niemanden.
Wenn das Kind aber nix mit sich anfangen kann, wird ihm langweilig, es nörgelt und schreit, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Das Kind ist dann abhängig von der Beachtung seiner Eltern oder seiner Umgebung; das Kind reagiert sofort auf die Personen um es herum, will gesehen werden, will sich zeigen, präsentieren, damit es in Kontakt bleibt. Das Kind ist also ständig nach außen orientiert und sobald niemand da ist, fällt das Kind in die Einsamkeit.
Wir Erwachsene können daraus lernen, in uns zu horchen „Wonach sehnt sich mein Herz? Woran habe ich meine Freude? Erlaube ich mir, meine kindliche Neugier wieder zu erwecken, meinen ureigenen Interessen nachzugehen, meine Träume mir zu erfüllen, egal wie alt ich bin?“
Und wenn du in der Lage bist, auf dein Inneres Kind zu hören, Kontakt mit ihm aufzunehmen, wirst du merken, es hat soviel Inspiration, so viele Ideen… Aber auch sehr viel "dumme" Gedanken (z.B nachts Brot backen, seinen Lehrer kitzeln, in die Pfütze hüpfen....), und genau diese "dummen" Gedanken brauchen wir, um wieder lebendig zu sein, um aus der Reihe zu tanzen, aus der Normalität auszubrechen, das Leben zu spüren.
Das Kind ist inspiriert von seinen Impulsen, und lebt damit. Die Einsamkeit, die Langeweile ist für das Kind dann nicht mehr das Thema, sondern es sieht nur nach seinen Möglichkeiten der Entfaltung, wie weit es seinen Raum und seine Zeit nutzen kann. Auch ein Kind ist manchmal gern allein, um seine Werke zu basteln, seine Projekte durchzuführen, seine Spielideen umzusetzen.
Und genau das sollen wir auch wieder lernen! Je mehr du die Hingabe in deinem Herzen spürst, deine Berufung dein Herz pulsieren lässt, umso weniger ist die Einsamkeit dein Thema, sondern die Umsetzung deiner Wünsche und Vorhaben.
Hab Mut, höre auf dein Herz, mach vielleicht ein paar Experimente, mach vielleicht ein paar Fehler, mach vielleicht Unsinn - belebe dein Herz, so bleibst du lebendig und die Einsamkeit hat für dich die Bedeutung verloren.
18.3.2019
DANKBARKEIT
Ich danke dem Leben und dass ich durch Tiefen gehen durfte - so weiß ich, wie weit mein Horizont ist.
Ich danke den Prüfungen in meinem Leben - so kann ich spüren, wie groß mein Herz ist.
Ich danke den Misserfolgen in meinem Leben - so kann ich solide auf dem Boden der Realität bleiben.
Ich danke den Erschütterungen in meinem Herzen - so lerne ich, wertzuschätzen, was ich im Leben übersehen habe.
Ich danke meinen inneren Verletzungen - so nehme ich meine Verantwortung in die Hand und entscheide selbst für mein Glück.
Ich habe so viele Geschenke im Leben bekommen. Ich muss nur lernen, sie anzunehmen.
Ich verbeuge mich vor allen großen Gelehrten, die mich auf dem Weg begleitet haben. Die meinen Geist geschult haben. Mich in meine Dunkelheit gebracht haben, damit ich das Licht in mir finde.
Ich umarme Dich, Vater, und Dich, Mutter,
meine Brüder, meine Nichte und besonders meine wunderbare Großnichte,
aber auch die Menschen, die mir die Liebe beigebracht haben.
All meine Schüler, Freunde, jeden Mensch, dem ich in meinem Leben begegnet bin.
Ich umarme euch fest.
Ich umarme Mutter Erde, die Bäume und jede Blume, jeden Berg, jeden Fluss.
Ich bin im Leben reich beschenkt worden. Mein Herz ist voll von Liebe. Mein Geist ist voll von Erkenntnissen.
Ich danke mir selbst, dass ich ich sein darf. All meine Fehler, all meine Schwierigkeiten haben mich dazu ermuntert, mir selbst zu begegnen.
Mein allergrößtes Geschenk:
ICH HABE MICH GEFUNDEN
11.3.2019
WAS IST PERFEKT?
In einem kleinen Tempel lebten ein Meister und ein kleiner Novize.
Der junge Novize bemühte sich, so gut zu sein wie möglich. Er strebte danach, die Vollkommenheit zu erreichen und deshalb suchte er in allem, was er machte, die Perfektion.
Als er die Aufgabe bekam, Kalligraphie zu lernen, versuchte er, auch dies perfekt zu machen. Jeden Tag übte er, die Schriftzeichen abzuschreiben und jedesmal fand er, dass seine Kalligraphie immer noch nicht gut genug war und zerriss die Blätter und fing wieder von vorne an.
Eines Tag kam der Meister vorbei und sah auf dem Boden lauter zerknäulte und zerrissene Blätter, die der Novize weggeschmissen hatte. Und der Meister fragte: „Was machst du denn da?“ Und der Junge antwortete: „Alles, was ich mache, ist nicht gut genug, und deshalb mache ich es so lange immer wieder neu, bis ich es perfekt kann.“
Der Meister sprach „Wo gibt es die Perfektion auf dieser Erde? Jetzt leg deinen Pinsel zur Seite und geh raus und schau die Welt an.“
Der Novize ging raus in den Garten und sah, dass die starke Sonne die Blumen in den Beeten ganz ausgetrocknet hat und er sagte zu seinem Meister: „Schau doch mal, die schönen Blumen, die wir gepflanzt haben, sind total verwelkt, ich werde sie sofort gießen“. Der Meister entgegnete „Nein, wenn du sie jetzt gießt, solange die Sonne so stark scheint, wird das Gieß-Wasser die Blumen nur noch mehr verbrennen. Heute Abend, wenn die Sonne nicht mehr so viel Kraft hat, dann ist der richtige Zeitpunkt zum Gießen.“
Als der kleine Novize am Abend gießen wollte, sah er, dass die Blumen jetzt völlig verwelkt waren und ihre Köpfe runter hingen. Und er dachte, die sind ja eingegangen, warum soll ich ich sie jetzt überhaupt noch gießen. Am Liebsten würde ich jetzt alle rausreißen und alles komplett neu bepflanzen.
Der Meister kam vorbei und sagte „Jetzt gieß die Blumen.“ Der Junge entgegnete „Aber schau doch nur, die sind alle verwelkt.“ Der Meister sagte nur „Gieß.“
Der Novize machte zwar, was der Meister ihm aufgetragen hatte, aber er war verärgert und dachte, das bringt jetzt doch nix mehr.
Er ging dann in sein Zimmer, machte dort seine Übungen und seine Meditation und legte sich schlafen.
Als er am nächsten Tag die Türe öffnet, sah er zu seinem Erstaunen, dass sich die Blumen wieder erholt hatten, sie hatten sich aufgerichtet und ihre Blüten sahen frisch aus.
Und er verstand, dass seine Vorstellung von perfekt und nicht perfekt trügerisch war – und dass die Perfektion in der Möglichkeit liegt.
Das Leben gibt uns so viele Möglichkeiten, die Welt in ihrer Schönheit zu sehen, mit den Möglichkeiten der Veränderung, mit der Möglichkeit, dass etwas wieder aufblüht und der Möglichkeit, dass etwas wieder vergeht.
Das ist die Perfektion der Natur – was uns so schwer fällt zu verstehen.
Durch die Blumen hat er erkannt, das auch das, was in unseren Augen nicht perfekt scheint und was wir deshalb wegschmeißen, kaputt machen, nicht achten, eine Chance verdient, so dass es wieder zu seiner Schönheit aufblühen kann - wenn wir bereit sind, auch das Unvollkommene anzunehmen.
So geht er zu seinem Meister und sagt „Meister, die Blumen können viel aushalten - sie sind heute wieder lebendig!“
Der Meister schaut ihn liebevoll an „Aushalten – nein, mein Kind. Sie leben. Ich bin jetzt 80 Jahre alt, würdest du denn sagen, dass ich die 80 Jahre ‘ausgehalten‘ habe? Oder dass ich lebe?“
Damit will der Meister sagen, wenn wir nach Perfektion suchen, dann müssen wir das, was wir nicht als Perfektion sehen, aushalten, ertragen.
Wenn wir aber lernen, dem, was da ist, alle Möglichkeiten zu geben und die Veränderungen zuzulassen, dann lernen wir zu leben.
Das Leben kommt und geht, Alter, Krankheit und Tod, das ist die Perfektion der Natur.
Wenn wir lernen, mit der Natur zu schwingen, dann wissen wir, was Perfektion ist.
4.3.2019
WAS IST LIEBENDE GÜTE?
Am Ende seiner Lehrjahre verabschiedete sich der Schüler von seinem Meister, nachdem er seine Prüfung bestanden hatte.
Er will in die Welt hinausgehen und das Dharma verbreiten, das Gute fördern und das Schlechte bekämpfen. Zum Abschied hielt ihm der Meister verschiedene Gegenstände hin und sagte "wähle dir eine Sache davon aus und nimm sie mit auf deinen weiteren Weg". Der Schüler wählte den Spiegel und der Meister sagte zu ihm „Da du noch ein Anfänger bist und oft unsicher bist, wer schlecht und wer gut ist, wer heilsame und wer unheilsame Energie in sich trägt, kannst du mit dem Spiegel die negative Energie in einem Menschen erkennen.“
Der Schüler zog in die Welt hinaus und benutzte den Spiegel immer dann, wenn er Zweifel hatte, und der Spiegel gab ihm das Gefühl, dass er recht hatte.
Er war voll Eifer, das Schlechte zu bekämpfen und das Gute zu fördern.
Nach vier Jahren kehrte er zurück und sagte zu seinem Meister „Ich habe alle Aufgaben erfüllt und die Menschen in meiner Umgebung bekehrt, indem ich ihnen die Belehrungen des Buddhas vermittelt habe und dass man das Schlechte in sich bekämpfen und transformieren soll.“
Der Meister schaute ihn an und sagte, “da ist aber noch eine Person, die du nicht aufgesucht hast, eine Person mit dunkler Energie in sich.“
Der Schüler überlegte und überlegte, er war doch schon überall, in jedem einzelnen Dorf, und hat doch schon allen Menschen die Belehrungen des Buddhas beigebracht. Wen kann der Meister nur meinen?
Der Meister nimmt den Spiegel und hält ihn vor das Gesicht des Schülers.
Der Schüler kriegt einen riesigen Schrecken, als er in den Spiegel schaut und sich darin als Dämon sieht! Und er verstand gar nicht, was das zu bedeuten hat, warum seine Energie so dunkel und schlecht war…
Der Meister schaut ihn liebevoll an und sagt „dämonische Energie tragen wir immer dann in uns, wenn wir die Menschen bewerten, egal, was die Menschen tun, egal, was sie getan haben und egal, was sie in der Zukunft machen werden – die wichtigste Lehre des Buddha ist aber, Liebende Güte zu praktizieren. Und das bedeutet, jeden Menschen so anzunehmen, wie er ist, ohne zu unterscheiden, wer er ist und was er gemacht hat.
Du aber warst die ganze Zeit unterwegs mit dieser unheilsamen Energie und glaubtest, mit dieser Energie das Gute zu fördern. Dabei hast du gar nicht erkannt, das du die Menschen ablehnst, dich von ihnen distanzierst und so starke kämpferische Energie in dir trägst.
Liebende Güte zu praktizieren heißt aber, liebevoll mit sich und den Anderen zu sein.
Der Schüler verstand plötzlich die Belehrung seines Meisters – und er zerbrach seinen Spiegel. Jetzt kann er die Menschen sehen, wie sie sind.
Und er macht sich auf den Weg, die Liebende Güte zu lehren und jeden Menschen so anzunehmen, wie er ist - und auch sich selbst liebevoll zu betrachten.
25.2.2019
KOPF ODER HERZ - BERÜHRUNG ZULASSEN
Zwei Dharma-Brüder wuchsen gemeinsam in einem Kloster auf.
Als sie erwachsen wurden, ging jeder der beiden seinen Weg. Der Ältere zog hinaus in die Welt, in viele Länder, studierte viel und aus ihm wurde ein großer Gelehrter, der mit der Zeit immer bekannter und berühmter wurde. Er hielt seine Dharma-Vorträge an vielen Orten und war sehr beliebt bei den Menschen.
Die Jahre vergingen, seine Arbeit wurde immer mehr, und er fing an, unter ständigen Kopfschmerzen und Migräne-Attacken zu leiden. Dies wurde immer schlimmer und er beschloss eines Tages, sich eine Auszeit zu nehmen, um sich wieder zu regenerieren.
Und er kehrte zu seinem alten Kloster zurück - dort wollte er wieder gesund werden.
Sein alter Dharma-Bruder lebte immer noch da und er fragte ihn: „Was hast du all die Jahre hier gemacht?“ Und der Bruder antwortete: „Ich habe den Garten gepflegt, die Blätter weg gefegt, ich habe die Buddhahalle sauber gemacht und danach geschaut, dass alles funktioniert. Nachmittags setze ich mich hin und trinke Tee und genieße den Nachmittag, abends rezitiere ich das Lotus-Sutra und gehe dann zu Bett.“
Der ältere Dharma-Bruder war sehr verwundert und sagte: „Das kann doch gar nicht sein! Du hast die ganze lange Ausbildung zum Zen-Meister gemacht und dann hast du aus deinem Leben nix gemacht.“
Der jüngere Dharma-Bruder entgegnete: „Ich hab alles gemacht, was ich machen kann.“ Der Ältere war so enttäuscht, dass er sagte, „ich werde es hier nicht aushalten, mit ansehen zu müssen, wie du dein Leben vergeudest. Du solltest in die Welt gehen und das Dharma verbreiten und dich so nützlich machen.“
Und er dachte, hier werde ich nicht bleiben, denn ich werde ständig Wut und Enttäuschung in mir tragen, also werde ich morgen abreisen.
Der Jüngere sagte: „Ich lade dich ein, heute Abend zu meiner Rezitation zu kommen.“ Der Ältere aber dachte wütend, „rezitieren kann ich auch allein“.
Aber als es Abend wurde und die Holzglocken erklangen und die Gesänge einsetzten, näherte er sich doch der Buddhahalle.
Es war eine sehr ruhige friedvolle Stimmung. Zu seiner Verwunderung sah er viele Tiere auf der Terrasse vor der Buddhahalle, Vögel hatten sich niedergelassen, neben ihnen hatten sich die Klosterkatzen eingefunden. Etliche Hunde hatten sich versammelt und sogar wilde Tiere aus dem nahegelegenen Wald.
Er war völlig überrascht von diesem Anblick und er ging in die Buddhahalle hinein, der Jüngere war dort tief versunken in seine Rezitation.
Und zum ersten Male in seinem Leben spürte er, was tiefe Verbundenheit heißt. Sein Herz wurde berührt, so tief berührt, dass seine Tränen anfingen zu fließen. Er spürte die Verbundenheit mit der Natur, mit den Tieren, mit dem Platz hier, wo er aufgewachsen ist, wo er seine Ausbildung gemacht hatte. Und er spürt sich selbst so intensiv wie nie zuvor.
Es war ein Moment, in dem er die ganze Welt hätte umarmen können, und er verstand, dass das, was er bis jetzt gemacht hatte, nur der reine Intellekt war - und es niemals sein Herz berührt hatte.
Während der Jüngere sein Leben ganz einfach gestaltete, war jedoch sein Herz stetig offen, so weit offen, dass es alle Menschen und Tiere in seiner Umgebung tief berührte.
Er verstand, dass Ruhm und Ehre und Macht nicht wirklich viel bedeuten, er fühlte, dass dies alles nicht wirklich wichtig ist. Genau das hatte er aus den Augen verloren, weil er sich zu sehr nach außen orientiert hatte; das Wesentliche und Wichtigste im Leben hatte er ausgeblendet - nämlich mit Allen und Allem tief verbunden zu sein.
Und er fand Heilung in sich, er fühlte sich leicht und entspannt, seine Kopfschmerzen verschwanden - weil er das gespürt hatte, was er die ganze Zeit gesucht hatte, ohne es benennen zu können, nämlich die tiefste Berührung überhaupt.
So können viele Wunden heilen, es können Wunder geschehen, etwas in uns kann erweckt werden. Die Fähigkeit, sich tief berühren zu lassen, ist in jedem von uns - wenn wir sie einladen und willkommen heißen!
18.2.2019
FRÜHJAHRSPUTZ
Wenn der Winter allmählich zu Ende geht und die Sonnenstrahlen anfangen zu wärmen und das helle Licht in unsere Zimmer scheint, dann merken wir, dass es Zeit für den Frühjahrsputz ist.
Denn jetzt kommt vieles zum Vorschein, was wir in der dunklen Jahreszeit gar nicht gesehen haben. Es hat sich Staub gesammelt, die Fenster sind schmutzig, unter dem Bett sind große Wollmäuse, es ist schmuddelig überall, wo der Blick nicht darauf fiel.
Deshalb ist es nun an der Zeit, tatkräftig unsere Wohnung zu säubern!
Unsere Umwelt ist extrem belastet durch Schwermetalle, Abgase, Elektrosmog, Feinstaub, Pestizide im Essen und im Grundwasser, Toxine in Kosmetika und Putzmitteln, die wir tagein tagaus mit unserem Körper aufnehmen.
Deshalb ist es so wichtig, auch unsere Körper zu reinigen! Die Zeit des Erwachens der Natur bietet sich an, uns zu entgiften. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, Fasten, Ausleiten, Entschlacken, Entsäuern... Am effektivsten geschieht es durch Fasten.
Es ist aber auch an der Zeit, innerlich Einkehr zu halten und zu schauen, ob wir nicht auch geistige Vergiftungen in uns tragen, Schwere, Konflikte, Schmerzen, Verletzungen tief in unseren Herzen.
Benutzt die Zeit, in der die Sonne sich wieder zeigt, um positive Energie in euer Leben fließen zu lassen; um zu sagen: „ich bin bereit, die Vergangenheit loszulassen, meinen Schmerz freizugeben und alles, was es in mir schwer macht. Ich möchte mein Herz wieder öffnen, um frei zu werden.“
Du kannst beispielsweise aufschreiben, was dich belastet und die Papierschnipsel in einem kleinen Ritual in den Main oder die Nidda streuen.
Oder du sagst dir ganz bewußt, „hiermit möchte ich mein Leid und meine Trägheit beenden, ich säubere mein Herz und lasse die Frische rein, lasse die Buntheit rein und lasse die Sonne und die Wärme wieder zu mir zurück kommen.“
Du entscheidest, was dich belastet, du entscheidest, was dich fröhlich macht - es ist beides eine Frage des Blickwinkels und du hast es in deiner Hand.
Der Frühling ist eine gute Zeit, unser Herz erneut zu öffnen, mit seiner Farbenpracht, den Blumen, den Knospen, der Wärme. Lass dein Herz genauso erblühen wie die Natur erblüht.
Ich wünsch dir, dass du ganz viele Lebensimpulse hast!
Umarme dein Leben! Denn das Leben ist sehr kostbar und dein Leben ist einmalig.
11.2.2019
UND WENN ICH NIEMANDEN AN MEINER SEITE HABE?
Am 14.2. ist Valentinstag. Das ist der Tag, an dem wir an an den Menschen denken, den wir lieben, und wir versuchen, ihm eine Freude zu bereiten.
Heute richtet sich mein Impuls insbesonders an diejenigen, die keinen Menschen an ihrer Seite haben und niemanden, der ihnen eine Freude macht.
Deshalb sollen wir an diesem Tag eine schöne Beziehung zu uns selbst aufbauen und den Tag liebevoll uns selbst widmen.
Wenn dir kein Mensch Blumen schenkt, dann kauf du dir eine schöne Blume und schenke sie dir selbst! Begehe den Tag feierlich, zieh dich schön an, mach dich hübsch für dich selbst und koch dir ein leckeres Essen, bei dem du das Gefühl hast: Ja, das ist genau das, das meinem Bauch und meinem Herzen schmeichelt und wohl tut.
Sehr oft vergessen wir uns selbst. Wir lernen nur, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen – was uns mal mehr, mal weniger gelingt - aber haben vergessen, dass auch die Beziehung zu uns selbst so wichtig ist.
Denn wenn du liebevoll mit dir selbst umgehst, fließt die Liebes-Energie durch deinen Körper. Und dein Körper, der dich am Leben erhält, durstet danach. Er sehnt sich danach, von dir mit Liebes-Impulsen und Liebes-Energie gefüllt zu werden. Aber das schaffen wir nur, wenn wir den Kontakt herstellen mit unserem Körper, mit unseren Gefühlen, mit dem, was unserem Herzen Freude macht und was uns die Weite gibt.
Und deshalb empfehl ich dir, am Valentinstag daran zu denken - und nicht nur heute, sondern auch an den Tagen, an denen du dich nicht so gut fühlst und du einsam bist. Das ist genau die Zeit, an denen du mehr Zeit mit dir verbringen solltest. Weil je mehr du eine Beziehung zu dir aufbaust, desto gestärkter bist du, desto stabiler bist du.
Stelle dir ein Gerüst vor, dass du aufbaust. Wenn ein Holzbalken allein irgendwo steht, dann ist er so schwach, dass er durch Winde und andere Kräfte zerbrechen kann. Aber wenn du mehrere Holzbalken dazu baust, daraus ein Gerüst machst, dann ist dieses Gerüst stabil, und je mehr Verbindungen dazu kommen um so stabiler wird das Gerüst.
Und so ist es auch mit deiner inneren Stabilität, die du aufbauen solltest. Bau die Verbindung zur Freude auf, bau die Verbindung zu deinem Liebesgefühl auf, bau die Verbindung zu deiner Neugier auf. Und bau auch die Verbindung dazu auf, einfach mal Unsinn zu machen, und zu kichern und zu lachen!
Nur so bist du stabil in dir und gehst so gestärkt durch das Leben.
Egal was das Leben dir bringt, was es bietet, welche Höhen und Tiefen - du bist bei dir. Weil du dir eine Liebesbeziehung erklärt hast. Und das öffnet dein Herz!
Ich wünsch dir viel Wärme, viel Liebe und viel Geborgenheit, die du dir selbst gibst.
Und für den nächsten Valentinstag einen Menschen an deiner Seite!
4.2.2019
MÖGE DAS JAHR DES SCHWEINS EUCH VIEL GLÜCK, VIEL KRAFT UND VIEL ENERGIE BRINGEN!
Am 5.2.2019 beginnt das asiatische Neue Jahr. Es steht entsprechend der chinesischen Tierkreiszeichen im Zeichen des Schweins im Element Erde. Das Schwein bringt uns viel Glück, Reichtum und Zufriedenheit. Besonders im Jahr des Erd-Schweins ist Zusammenhalt sehr wichtig und in diesem Jahr sollen wir näher aneinander rücken und Gemeinschaften bilden.
Die Verbundenheit, Gemeinsamkeit und Gemeinschaft stärkt jeden einzelnen von uns und mit dieser Energie tun wir nicht nur uns selbst gut, sondern wir können dadurch unsere Umgebung und die Gesellschaft stark zum Positiven beeinflussen.
Im Jahr des Schweins ist es auch wichtig, dass wir lernen, unsere eigenen Grenzen zu setzen und auf uns zu achten, damit wir unser Herz öffnen können. Gleichzeitig, da wir Gemeinschaften bilden, Zusammengehörigkeit praktizieren und miteinander unterwegs sein werden, ist die Toleranz sehr wichtig, und vor Allem sollen wir nicht kleinlich sein, sondern ein Herz von Großzügigkeit entfalten und so durch das Jahr gehen.
Besonders in diesem Jahr ist es von Bedeutung, zu lernen, dass auch Genügsamkeit eine Tugend ist. Und viel Mut wird in diesem Jahr von uns verlangt!
Wir starten ins Neue Jahr mit einer Silvesterfeier. Es gibt sehr viele Programmpunkte, von Gebet bis zu Neujahrszeremonie, und vielfältige leckere Dinge zum Essen.
Es wird bunt, es wird laut, und wie es in Asien üblich ist, feiern wir das Neue Jahr mit Karaoke und Tanz und mit jeder Menge Knaller, die alle bösen Geister vertreiben sollen.
Das Haus ist gereinigt, so dass die neue Energie fließen und uns willkommen heißen wird.
Ich wünsche Euch, dass ihr im Jahr des Schweins ganz viel Schwein habt!
Machen wir unserem inneren Schwein ein bisschen Platz, nehmen wir unsere eigenen Bedürfnisse wahr und erfüllen sie, lasst uns aber gleichzeitig auch Genügsamkeit üben.
Das Schwein lehrt uns, dass unser Glück schon vorhanden ist und dass wir lernen sollen, das, was wir bereits haben, wertzuschätzen, und noch mehr die Aufmerksamkeit und Liebe auf unsere Familie, Brüder, Schwestern, Kollegen zu richten.
Ich wünsche euch viel Glück, viel Kraft, viel Energie!
28.1.2019
DIE GESCHICHTE VOM OCHSEN, DEM HUND UND DEM FISCH
Vor vielen Jahren lebten auf einem Bauernhof viele Tiere.
Eines Tages kam der Ochse von seiner Arbeit auf dem Feld und sagte zu dem Hund „Weißt du, du hast so viel Glück, du brauchst nichts zu tun, ich aber bin den ganzen Tag auf dem Acker, muss hart arbeiten, ich werde gepeitscht und werde dazu gezwungen, die Arbeit zu Ende zu machen – mein Leben ist so anstrengend. Du als Hund hast es gut, du mußt nix tun, du darfst dich jederzeit hinlegen und ausruhen, und du wirst gestreichelt und gefüttert, und du musst nichts dafür machen.“
Der Hund entgegnete: „Ach, du weißt gar nicht, wieviel Arbeit ich habe, du kannst in der Nacht wenigstens schlafen, ich nicht. Ich muss Tag und Nacht Wache halten, ich muss meine Ohren immer steif halten, sobald ein Geräusch da ist. Ich kann keine Nacht durchschlafen, so was kenn ich gar nicht. Und du, du hast das Glück, du kannst dich abends einfach hinlegen und in tiefen Schlaf fallen, kannst die Nacht durchschlafen. Ich habe diese Möglichkeit nicht. Du weißt gar nicht, wie mir ist, ich kriege einfach keine Ruhe.“
Und der Ochse sagt: „Hm, daran habe ich nicht gedacht.“
Der Hund erwiderte: „Weißt du, wer viel mehr Glück hat als wir, das sind die Fische im Fluss. Die haben nichts zu tun, können sich jederzeit frei bewegen, haben kein Herrchen, keine Kontrolle, und können ihre Zeit genießen.“
Und beide laufen zum Fluss und befragen einen Fisch.
Der allerdings entgegnet: „Ach wisst ihr, so glücklich sind wir auch nicht, mittlerweile sind die Flüsse so verseucht, dass wir damit rechnen müssen, dadurch zu sterben. Tagein tagaus müssen wir so viel Plastik schlucken, dass unsere Gedärme gar nicht mehr funktionieren und unser Bauch sich aufbläht und wir uns gar nicht wohlfühlen. Aber es gibt keinen Ort, an den wir gehen können. Nirgendwo gibt es noch sauberes Wasser und deshalb müssen wir hier aushalten mit allem Dreck und aller Verschmutzung. Aber ihr – ihr könnt jederzeit weglaufen, ich nicht, ich hab nur meinen Fluss.“
Von dieser Geschichte können wir so einiges lernen. Viele von uns beneiden den anderen, dass dieser scheinbar so viel Glück hat, so viel mehr als man selbst; aber keiner kann sich wirklich in einen anderen Menschen hinein versetzen, denn jeder ist in seiner eigenen Welt gefangen und sieht den anderen nur von außen durch seine eigene gefärbte Brille.
Deshalb lehrt der Buddha uns, achtsam mit uns umzugehen und unser eigenes Leben wertzuschätzen und das Glück darin zu sehen.
Das Glück können wir erkennen und weiter entwickeln, wenn wir liebevoll und aufmerksam mit uns und unseren Mitmenschen sind, und verantwortungsbewusst und mit wachen Sinnen unsere Umwelt behüten.
Versuch doch erstmal, achtsam in den Tag zu gehen und deine Umgebung so zu gestalten, dass es für dich gut ist, aber auch schonend für deine Umwelt.
Das Vergleichen und Bewerten verliert so immer mehr seine Bedeutung und du lädst das Glück zu dir ein.
21.1.2019
DIE GESCHICHTE VOM HUHN, DAS GOLDENE EIER LEGT
Bevor Thich Nhat Hanh krank wurde, schrieb er eine Geschichte für Kinder. Sie handelt von einem Huhn, das goldene Eier legen kann und geht so:
Ein kleiner Junge namens Dam – Dam bedeutet Herz – betreute ein Huhn, und für ihn war es ganz normal, wenn das Huhn Eier legte und daraus Küken schlüpfen und er mit den Küken spielen konnte, das war das Glück und die Freude seiner Kindheit.
Ob das Ei golden war oder weiß oder braun, war ihm egal, wichtig war für ihn, dass daraus ein Küken schlüpfte, mit dem er spielen konnte.
Als die Eltern erkannten, dass die goldenen Eier wertvoll waren, fingen sie an, das Huhn zu bewachen, sie brachten es ins Haus und sperrten es ein, so dass das Huhn nicht mehr sein gewohntes Leben leben durfte, es durfte nicht mehr draußen sein, frei umherstolzieren, picken, scharren, Kinder haben, nicht mehr einfach Huhn sein.
Das schmerzte Dam, denn er sah, wie traurig das Huhn war und er wünschte sich so sehr, dass das Huhn wieder draußen sein könne.
So fragte er seine Mutter: „Mutter, wenn wir einen großen Garten hätten, in dem das Huhn frei laufen kann, dann müssen wir es doch gar nicht mehr bewachen, das Huhn kann dann mit Frieden und Freude in diesem Garten sein.“
Und die Mutter erwiderte: „Wenn wir durch den Verkauf der goldenen Eier genug Geld gespart haben, dann können wir das Huhn wieder draußen laufen lassen.“
Als sie aber das Geld hatten und einen großen Garten gekauft hatten, trauten sie sich nicht, das Huhn darin sein zu lassen, weil sie Angst hatten, dass Diebe kommen und das Huhn stehlen oder die Nachbarn neidisch werden und ihnen das Huhn wegnehmen würden - also blieb das Huhn weiterhin im Hause eingesperrt.
Als Dam größer wurde, fing er an, sich zu fragen, was wirklich glücklich macht: Gold im Hause zu haben, aber eingesperrt zu sein - oder in der Einfachheit und draußen in der Natur viele Freiheiten und Möglichkeiten der Freude zu haben.
Mit dieser kleinen Kinder-Geschichte will Thich Nhat Hanh uns daran erinnern, dass oft das, von dem wir meinen, dass es wertvoll sei, uns in Wirklichkeit einsperrt und einschränkt und wir uns begrenzen, indem wir "goldene Eier" behüten.
Lernen wir aber zu erkennen, dass ganz einfache Dinge glücklich machen und einfach zu leben uns erfüllt, haben wir viel mehr Freiheit und Freude, haben wir viel mehr von unserem Leben.
Das ist ein Impuls von Thich Nhat Hanh, bevor er krank wurde.
14.1.2019
NUR WER SICH SELBST ENTDECKT KANN SICH FINDEN
Ein junger Mann will in einem Zen-Kloster aufgenommen werden.
Er geht zum Meister und fragt: „Was sind meine Aufgaben, wie soll ich praktizieren?“ Der Meister sagt: “Als erstes lerne die Menschen hier kennen, und zwar alle.“
Am nächsten Tag kommt der junge Mann zurück: „Ja, das habe ich.“ „Nein, nein, du hast noch jemanden übersehen, suche ihn, finde ihn.“
In den nächsten zwei Tagen lernt der junge Mann den Gärtner kennen, den Hausmeister, den Torwächter.
Er kehrt zum Meister zurück und sagt „Jetzt kenne ich wirklich alle“. Der Meister aber schaut ihn an und sagt „Eine Person hast du übersehen.“
Er sucht weiter in allen Winkeln, in der Scheune, im Zen-Garten, im Keller und kommt dann zu einem Brunnen und schaut dort hinein, ob vielleicht darin jemand ist. Er beugt sich über den Rand des Brunnens und sieht, wie sich im Wasser sein Gesicht spiegelt. Er sagt zu sich „Alle anderen habe ich kennengelernt, aber mich selbst kenne ich überhaupt nicht.“
So eilt er zu seinem Meister zurück: „Der letzte Mensch, den ich fand, bin ich selbst – und mich kenne ich noch gar nicht.“
Der Meister lächelt und sagt: „So, dann mach dich auf den Weg, um dich kennenzulernen. Geh den Zen-Weg.“
Er setzt sich hin, meditiert, schaut seine Emotionen an, schaut an, was er alles verdrängt hat, wie er so viel kompensiert, betrachtet seine Ängste.
Dann geht er wieder zum Meister und sagt „Meister, ich weiß jetzt, wer ich bin.“ Der aber schaut ihn an: „Das, was du meinst, von dir zu kennen, sind nur deine eigenen Begrenzungen. Mach dich auf den Weg und finde heraus, wer du wirklich bist.“
Er weiß aber gar nicht, wo er suchen soll. Er kann weder in der Meditation mehr von sich entdecken noch außerhalb.
So geht er wieder zum Meister „Wo kann ich mich denn nur finden?“ Und der Meister sagt „Geh in die Wüste für einen Monat – und wenn du es schaffst, einen Monat in der Wüste zu überleben, dann hast du dich kennengelernt.“
Der Schüler geht in die Wüste, und da war nichts außer Sand, weder Essen noch Wasser. Aber er will die Aufgabe erfüllen und so geht er weiter in sie hinein.
Tagelang hat er nichts zu essen, ist schon halb verdurstet, und er denkt: „Ich kann hier nicht überleben, ich werde sterben.“Er ist mit seiner Kraft völlig am Ende und fällt bewußtlos zu Boden.
Irgendwann wacht er aus der Ohnmacht wieder auf und spürt, dass er noch lebt. Mit aller Kraft hält er Ausschau, wie er sich retten kann, er sagt sich „Nein, jetzt erforsche ich nicht mehr mich selbst, jetzt will ich nur noch überleben!“
Und er entdeckt Fußspuren und schafft es, ihnen zu folgen, sie führen ihn zu einer Oase, wo er seinen Durst löschen und er sich wieder erholen kann.
Inzwischen ist ein Monat verstrichen. Er kehrt zu seinem Meister zurück und sagt, „ich will mein Leben gar nicht aufs Spiel setzen, ich will gar nicht mehr nach mir suchen, ich will leben“.
Und der Meister entgegnet: „Hast du gemerkt, dass du mehr als deine eigenen Begrenzungen bist? Hast du gemerkt, dass du mehr als deine Ängste bist? Hast du gemerkt, dass du mehr bist als das, was du von dir geglaubt hast? Du bist den Weg gegangen, du hast überlebt und du bist zurück gekommen. Du hast verstanden, dass du viel mehr bist als das, was du glaubtest.“
Das ist unsere Aufgabe: In unserem Leben unser wirkliches Wesen, unsere wirkliche Energie zu entdecken, und dies ist unendlich groß. Nur derjenige, der sich entdeckt, kann sich finden.
Du bist großartig, du bist wundervoll, du bist einzigartig – das mußt du erkennen.
7.1.2019
WIE MÖCHTEST DU UNTERWEGS SEIN?
Ein Mann heiratete eine Frau. Sie war sehr ruhig, war immer für ihn da, kümmerte sich um alles, so dass sein Leben ganz glatt lief. Sie begleitete ihn überall hin, auch dahin, wo er seine Arbeit hatte. Sie sorgte sich um alle Dinge zu Hause, machte ihr beider Leben sehr angenehm. Sie bewirkte, dass alle Verwandten miteinander redeten und der Kommunikationsfluss in der Familie harmonisch war. Sie kümmerte sich um seine Gesundheit, dass er genug schlief und sein Körper in Balance blieb.
Jedoch war der Mann unzufrieden, weil seine Frau immer im Hintergrund blieb, irgendwie für ihn nicht sichtbar war; er hatte das Gefühl, er kann sich mit ihr nicht zeigen, hielt sie für unscheinbar und unattraktiv. Deshalb stellte er sie niemanden vor, verheimlichte sogar nach außen, dass sie seine Frau war.
So trennte er sich eines Tages von ihr und suchte sich eine zweite Frau. Diese Frau wollte ihm beibringen, was das Leben alles zu bieten hat und sie sorgte dafür, dass er ständig sinnlich vergnügt war und besonders gut gefiel ihm ihr intimes Zusammensein. Seine Sehnsucht jedoch wurde immer größer, sein Verlangen nahm zu, und egal, was seine zweite Frau für ihn anstellte, es genügte ihm nicht und er wollte mehr und mehr.
Weil er ständig unzufrieden war, verließ er sie eines Tages und suchte sich eine dritte Frau.
Diese war sehr attraktiv, sie wollte gesehen werden und dass er zeigt, dass er stolz war auf seine schöne Frau und darauf, was sie alles kann. Sie beanspruchte einen sehr großen Platz in seinem Leben. So versuchte sie auch, seine früheren zwei Frauen aus seinem Bewusstsein zu verdrängen. Diese dritte Frau war sehr extrovertiert, ständig mit sich und ihrer Erscheinung beschäftigt, nahm sich wenig Zeit dafür, sich um ihn und ihr Zusammenleben zu kümmern. Sie war ständig abgelenkt, mit Unwesentlichem beschäftigt und er empfand mehr und mehr ihre Oberflächlichkeit und fühlte sich nicht tief mit ihr verbunden.
Irgendwann kam der Wunsch in ihm hoch, zu seiner zweiten Frau zurückkehren, denn er erinnerte sich, wie schön es war, das Leben mit ihr zu verbringen, wie gut sie sich verstanden hatten - wenn nur dieses ungestillte Sehnsuchtsgefühl nicht gewesen wäre...
Dann aber wird ihm klar, dass es eine Frau in seinem Leben gab, die zwar immer im Hintergrund blieb, die aber für ihn sorgte, sein Leben so angenehm machte, die sich um alles kümmerte, dass ihr Leben gut funktionierte - und das war seine erste Frau. Und er lernt erst jetzt, seine erste Frau wertzuschätzen.
Diese drei Frauen symbolisieren drei Ebenen in uns.
Die erste Frau ist unser Wesen, das, was ständig da ist, was uns mit dem Leben verbindet, was unser Leben ausmacht.
Die zweite Frau verkörpert die Sehnsuchtsebene, die Sehnsucht nach "Erfüllung" , die uns an die Unzufriedenheit fesselt und vom Hier und Jetzt wegführt.
Die dritte Frau ist unser eigenes Ego, das immer gesehen werden will, das im Außen und in der Ablenkung agiert.
Auf welcher Ebene möchtest du unterwegs sein? Du entscheidest selbst!
31.12.2018
Wünsche für das Jahr 2019
LEBE UND UMARME DAS LEBEN
Zum Neuen Jahr schickte mir jemand ein Familienfoto, ich konnte aber nicht erkennen, wer die Personen auf dem Foto sind. Ich schrieb zurück „Wer bist du denn?“ und erhielt die Antwort: “Ich bin das Mädchen, das du vor 20 Jahren unterstützt hast. Du hast mir ermöglicht, auf die Uni zu gehen und meinen Abschluss dort zu machen; ich gründete meine Familie und bekam zwei Kinder. Inzwischen bin ich selbstständig, habe meine eigene Firma und ich unterstütze meine ganze Familie. Ich habe meine Eltern aus Vietnam zu mir geholt und wir leben hier jetzt sehr glücklich zusammen.“
Damals war es eine sehr spontane Entscheidung von mir, dies Mädchen, das aus Vietnam nach Deutschland kam, zu unterstützen. Sie wollte unbedingt lernen und hatte nicht die Möglichkeit, ihr Studium zu finanzieren. Ich habe sie vier Jahre lang unterstützt - das war das, was ich geben konnte und es war sehr schön für mich.
Ich merke immer mehr, dass es so viele Möglichkeiten im Leben gibt, anderen Menschen zu helfen, sie zu unterstützen, etwas positiv für sie zu beeinflussen – was für uns oft gar nicht viel bedeutet.
Aber egal was du für jemanden tust, du bewirkst so oft auf lange Sicht so viel in seinem Leben, und sei es, dass du nur die Hand auf jemandes Schulter legst, jemanden tröstest oder einen motivierenden Satz sprichst.
Wenn wir uns positiv und heilsam den Menschen zuwenden, wirkt diese Schwingung, diese Energie nach Jahren noch tief in das Leben der Menschen hinein!
Im Jahre 2019 ist es auch meine eigene Motivation, achtsam mit meiner Rede, achtsam mit meiner Handlung umzugehen und glücklicher, freundlicher und gelassener Verbindung zu allen Menschen aufzunehmen und zu vertiefen.
Ich möchte dich gleichfalls dazu motivieren:
Rede freundlich, handle harmonisch, öffne dein Herz und begegne dem Leben. Egal was da kommt, es ist ein Geschenk!
Für das Neue Jahr wünsche ich dir, dass du jeden Tag, jeden Augenblick das Leben umarmst, das dir geschenkt wurde.
Ich wünsche dir viel Glück, viel Gesundheit und - was besonders wichtig ist - dass du zu dir kommst, dass du dir selbst begegnest.
Das Leben ist ein Geschenk Gottes, ein Geschenk des Universums, das du tief in dir trägst.
Lebe!