Samatha - Ruhe finden

Mit Hilfe von Samatha trainieren wir unseren Geist, sich in einem gegebenen Moment auf einen Sachverhalt zu konzentrieren. Dabei unterscheiden wir verschiedene Stufen der Konzentration, die wir erreichen können. Wenn unser Geist zu sehr zerstreut und abgelenkt ist, erlangt er nicht die Kraft und Intensität, die wir dafür benötigen, um unsere eigenen Muster und Probleme zu erkennen und zu verändern. Das heißt wir sind nicht imstande, die notwendige geistige Willenskraft und Nachhaltigkeit zu entwickeln, um unsere Alltagsprobleme zu durchleuchten und dauerhaft in Griff zu bekommen. Indem wir die Stille in uns ermöglichen, also Störfaktoren und Ablenkung abschalten, können wir zur Ruhe kommen und gewinnen an Kraft.


Nehmen wir das Beispiel eines Geigenspielers: Es gibt Tausende von Violinisten, aber nur wenige, wirkliche Meister. Das liegt nicht daran, dass der Geigenvirtuose unbedingt mehr Techniken beherrscht als die anderen. Der Unterschied liegt in der vollendeten Konzentrationskraft: Je zentrierter man das Instrument spielt, umso klarer und treffsicherer werden die Töne sein. Sie erreichen dadurch eine Kraft und Intensität, die nicht nur die Ohren, sondern auch die Herzen der Zuhörer berühren.

 

Zum Wesentlichen zurückfinden ...

Samatha führt uns zurück zum Wesentlichen in unserem Leben. Dabei spielt das Gewahr-Werden eines jeden Augenblicks eine entscheidende Rolle. Denn nur im Hier und Jetzt können wir unsere geistigen Prozesse erkennen. Dieses Erkennen wiederum beschert uns die geistige Klarheit, die wir benötigen, um uns von hinderlichen Emotionen und Bewertungen zu lösen.


Weniger ist mehr ...

Man kommt nur zur Ruhe, indem man sich innerlich auf ein Objekt wie z.B. den eigenen Atem konzentriert und dann versucht, alle Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen loszulassen, um nur auf das eine Objekt zu fokussieren. Am Anfang, wenn wir unseren Geist festbinden, ist er wie ein Affe, dem wir plötzlich eine Leine um den Hals legen und dann versuchen, zur Ruhe zu bringen. Also werden wir am Anfang feststellen, dass die Gedanken erstmal mehr werden und Gefühle und Körperempfindungen wie Jucken werden viel stärker. Es ist der Affe, der innerlich rebelliert und nicht zu Ruhe kommen will. Wir brauchen daher eine gewisse Zeit, bis wir innerlich zu Ruhe kommen.


Unser Atem als Anker ...

In verschiedenen Traditionen und Meditationsrichtungen benutzt man, wie oben bereits erwähnt, den Atem, um unsere Gedanken daran festzubinden. Dabei wird der Atem lediglich als Konzept benutzt. Die Samatha-Methode soll nicht dazu dienen, dass wir unseren Atemprozess mit verfolgen, sondern wir suchen einen bestimmten Punkt in unserem Körper, um unsere Gedanken daran zu binden; z. B. unter der Nase - wo der Atem dann auch weiter hinläuft, wir binden unsere Aufmerksamkeit an diesem Berührungspunkt von Atem und Haut fest. Es gibt Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich auf den Punkt unterhalb der Nase zu konzentrieren. Dann kann man den Bereich, drei Finger breit unterhalb des Bauchnabels, fokussieren. Wir bleiben mit unserer Aufmerksamkeit bei diesem einen Konzept und versuchen, alle möglichen Ablenkungen auszuschalten.


Warum hat sich seit Buddhas Zeiten der Atem bis in die heutige Zeit als häufigstes Meditationsobjekt bewähren können? Weil wir nur wenige Möglichkeiten haben, unseren Atem in Frage zu stellen: Er begleitet uns schon unser ganzes Leben, er ist zweifelsohne vorhanden und es kann auch nicht ganz falsch sein, „wie" wir atmen. Denn ohne funktionierenden Atem wären wir schlicht und ergreifend bereits tot. Man muss sich also nicht ständig fragen, atme ich jetzt richtig oder falsch. Wir atmen einfach ein und aus - lassen den Atem kommen und gehen.