Diagnostik

 

Bevor der Therapeut die Behandlung beginnen kann, muss er sich ein Bild von dem Krankheitsgeschehen des Patienten machen können. Nicht jeder Patient, der mit Bauchschmerzen in die Praxis kommt, benötigt die gleiche Therapie - die notwendigen Maßnahmen können sogar sehr gegensätzlich sein. Ziel der Diagnostik ist es daher neben der Diagnosestellung auch immer, den individuellen Krankheitsmechanismus des Patienten, also die Entstehungsdynamik der jeweiligen Beschwerden, zu verstehen.
Dazu werden in der Regel vier diagnostische Verfahren eingesetzt:

 

1. Befragen

Nachdem der Patient seine Beschwerden mitgeteilt hat, hakt der Therapeut durch weitere Fragen nach. Wodurch werden Ihre Schmerzen verschlimmert/gebessert? Gibt es eine bestimmte Tageszeit, zu welcher die Schmerzen besonders intensiv sind? Auch Fragen zum seelischen Befinden, nach vergangenen Infekten oder Schlaf und Essverhalten können zu einer Befragung (Anamnese) dazu gehören.

 

2. Riechen und Hören

Wie riechen die Ausscheidungen, wie z.B. Schweiß des Patienten? Wie klingt der Husten - eher hohl oder pfeifend?

 

3. Betrachten

Neben der allgemeinen Betrachtung des Erscheinungsbilds des Patienten hat sich hier vor allem die Betrachtung der Zunge und der Augen etabliert.
Die Zunge wird nach TCM-Tradition in unterschiedliche Organzonen unterteilt. Farbliche und strukturelle Veränderungen in diesen Regionen lassen auf entsprechende Störungen der dazu gehörenden Organe oder Funktionskreise schließen. Eine feuerrote Zungenspitze zum Beispiel kann auf Herzfeuer hinweisen, ein gedunsener Zungenkörper mit Zahneindrücken hingegen deutet auf inneren Schleim und eine Milzschwäche hin.

 

4. Betasten

Hier steht das Ertasten der verschiedenen Organpulse an beiden Handgelenken im Vordergrund.
Wie fühlt sich der Puls an? Eher schlüpfrig (= Hinweis auf Schleim) oder drahtig (= Hinweis auf Wind)?
Aus den Ergebnissen der einzelnen Untersuchungsschritte leitet der Arzt die individuelle Krankheitsentwicklung ab und kann so schließlich die Diagnose stellen.